Ausstellung

MUSA zeigt Wiener Kunst der 1970er

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Valie Export: Strömungen aus 1960er Jahren gingen an Österreich vorbei.

Die 1970er Jahre waren nicht nur Wickie, Slime und Paiper: Das Wiener MUSA macht auf seinem Rundgang durch die Jahrzehnte nun in jener Ära Halt, die in Österreich für einen politischen Wechsel und einen gesellschaftlichen Aufbruch steht. Gewandelt hat sich auch die Kunst. Themen wie Sozialkritik und Umweltbewusstsein rückten in den Fokus, auch neuere Medien, etwa der Film oder die Fotografie, wurden entdeckt. Dies alles geschah hierzulande aber relativ spät, wie die Künstlerin VALIE EXPORT am 1. Juli bei der Präsentation der Schau betonte.

Von der "Wirklichkeit" und den "neuen Medien"
Das MUSA, das zuletzt bereits die 1950er und 1960er Jahre durchforstet hat, verfügt aus der Epoche über insgesamt 3.500 Arbeiten von 800 Künstlerinnen und Künstlern. 113 der Protagonisten sind nun in der Ausstellung "Die 70er Jahre - Expansion der Wiener Kunst" zu finden, wie MUSA-Leiter und Kurator Berthold Ecker berichtete. Die Schau ist in Schwerpunkte gegliedert, etwa in den Bereich "Wirklichkeiten", die auf eine gleichnamige und maßgebliche Ausstellung in der Secession (1968) Bezug nimmt. Auch die feministische Kunst und der Bereich "Neue Medien" werden gesondert hervorgehoben.

Bunter Mix
Zu sehen sind nicht nur viele buchstäblich bunte Exponate, sondern auch eine abwechslungsreiche Mischung aus Gemälden, Grafiken, Skulpturen, Objekten oder auch Fotostrecken - auf denen etwa das legendäre Fernsehtestbild oder Szenen vom Wiener Stadtrand verewigt wurden. Vertreten sind unter anderem Arbeiten von Branko Andric, Siegfried Anzinger, Lieselott Beschorner, Peter Braunsteiner, Adolf Frohner, Gottfried Helnwein, Josef Kern, Hubert Pfaffenbichler, Franz Ringel, Hubert Schmalix, Zelko Wiener, Othmar Zechyr und Franz West.

Viele Austro-Künstler
Drei der in der Ausstellung repräsentierten Künstlerinnen - neben VALIE EXPORT auch Renate Bertlmann und Lore Heuermann - waren heute persönlich anwesend. Für VALIE EXPORT ist es "in Ordnung", dass von der "Kunst der 1970er Jahre" gesprochen wird. Auch wenn sie betonte: "Die Kunst der 70er Jahre hat in den 60er Jahren begonnen." Damals seien aber Strömungen wie Arte Povera oder Land Art an Österreich vorbeigegangen: "Es wurde nicht aufgegriffen und nicht rezipiert." Heimische Künstler hätten in den 1960er Jahren ihre Ausstellungen und Performances im Ausland veranstalten müssen.

Deutscher Import

Lore Heuermann kam in den 1950er Jahren von Deutschland nach Wien. Der Stadt, in der Musik oder Theater eine große Rolle spielen, sei zeitgenössische Kunst kein sehr großes Anliegen gewesen - was sich nicht verändert habe, sondern: "Das hat sich in den letzten Jahren zugespitzt." In den 1970er Jahren sei sie sogar von der Stadt Wien geklagt und mit Gefängnis bedroht worden. Anlass sei ihre Unterstützung der Arena-Besetzung gewesen, wie sie berichtete.

Wenige Frauen vertreten
"Die 1970er Jahre waren die aufregendsten meines Lebens. Ich konnte alles verwirklichen, wonach ich mich gesehnt habe", erinnerte sich Renate Bertlmann. Dazu hat die Mitwirkung an Zeitschriften genauso gehört wie die Zusammenarbeit mit Kolleginnen aus anderen Ländern, etwa aus Italien oder der Sowjetunion. Eher wenig erfreulich fällt hingegen der Rückblick auf die damaligen Bildungseinrichtungen aus. Die Akademie der Bildenden Künste war laut Bertlmann eine "Gruft" - in der fast ausschließlich Männer aus der Zeit des "Phantastischen Realismus" das Sagen hatten. Dass sich Zeiten ändern können, dokumentiert auch ein Werk von Hermann J. Painitz. Dessen Titel lautet "Bild der Nationalratswahl vom 10. Oktober 1971". Bunte Scheiben repräsentieren dabei die Parteien, je nach Mandatsanzahl sind diese unterschiedlich groß. Was bedeutet: Zwei Kreise (SPÖ und ÖVP) sind riesig, kaum sichtbar daneben eine Art kleiner Satellit - nämlich die FPÖ.

Info
"Die 70er Jahre - Expansion der Wiener Kunst" im Wiener MUSA. Ausstellung vom 2. Juli bis 4. Jänner 2014. Freier Eintritt. Der Katalog zur Ausstellung erscheint im Oktober, www.musa.at.

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