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Fitzek-Erfolgsdebüt 'Die Therapie' nun als Hit auf Amazon Prime

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Im Gespräch verrät der erfolgreiche Autor, wie er seinen Erstling sieht.

Mit "Die Therapie" hat der kometenhafte Aufstieg  von Sebastian Fitzek  seinen Anfang genommen. Der erste Thriller des deutschen Bestsellerautors wurde nun adaptiert und erscheint ab 26. Oktober als sechsteilige Serie bei Amazon Prime Video. Im APA-Interview erklärt Fitzek, inwieweit er in die Entstehung eingebunden war, ob er heute noch voller Zufriedenheit auf seinen Erstling blickt und wie schaurig und blutig Bewegtbild nach seinem Geschmack sein darf.

 APA: "Die Therapie" war Ihr erster Psychothriller. Damals stießen Sie noch auf zahlreiche Absagen, mussten das Buch mehrfach überarbeiten. Heute sind Sie einer der erfolgreichsten Autoren Deutschlands - und "Die Therapie" erscheint am 26. Oktober als Serie weltweit bei Prime Video. Was macht das mit Ihnen?

Sebastian Fitzek: Ich fühle mich manchmal so wie Figuren in einigen meiner Psychothriller, die sich die Augen reiben und wundern, dass sie das, was sie eigentlich bis jetzt nur im Kopf hatten, auf einmal real sehen. Ich versuche prinzipiell, über bestimmte Dinge nicht zu stark nachzudenken und behalte mir meine Naivität. Als ich als Autor angefangen habe, habe ich glücklicherweise niemanden im Verlagswesen gefragt, ob für meine Ideen ein Markt da ist, sonst hätte ich nie ein Buch geschrieben.

"Hatte Mitspracherecht"

APA: Inwieweit haben Sie an der Entstehung der Serie mitgewirkt?

Fitzek: Ich wurde bei allem eingebunden und hatte Mitspracherecht. Es ging sogar so weit, dass bei der Frage nach dem Regisseur ein Wunsch von mir verwirklicht wurde: Iván Sáinz-Pardo war schon 2007 dabei, als es darum ging, einen Kinofilm aus dem Stoff zu machen. Er war damals ein junges Talent und hat sich in den Stoff verliebt - aber keiner wollte in einen Newcomer investieren. Das hat sich geändert. Er hat nun einen Pitch hingelegt, und danach wollten alle mit ihm zusammenarbeiten. Aber ich respektiere, dass Drehbuch, Casting und Regie eigenständige Bereiche sind und es Leute gibt, die es besser können als ich. Ich kann Vorschläge machen und bin immer da, wenn man mich fragt. Aber letzten Endes ist ein Film ein eigenständiges Kunstwerk.

APA: Die Serie weicht doch recht markant vom Buch ab und baut etwa die Geschichten von Nebenfiguren wie Dr. Roth und der Tochter Josy stark aus...

Fitzek: Ja, genau. Dr. Roth ist im Buch nur angedeutet. Er hat jetzt durch die Serie ein Leben bekommen.

Intensität verloren?

APA: Dadurch wird so manche Handlung, die im Buch nebulös bleibt, nachvollziehbarer. Aber es geht auch die Intensität des Buchs etwas verloren. Sind Sie zufrieden mit diesem Abtausch? Mehr Plausibilität, weniger Fokus?

Fitzek: Es ist nicht einfach, über sechs Folgen eine permanente Intensität aufrechtzuerhalten, ohne dass der Zuschauer oder die Zuschauerin sagt: "Jetzt ist es aber mal genug." Man muss eine Balance hinbekommen. Ich rate allen, das Buch 'Die Therapie' nicht unmittelbar vor dem Ansehen der Serie zu lesen. Es ist sonst schwierig, die Bilder, die man im Kopf hat, durch andere zu ersetzen. Ein gewisser Abstand ist hier besser.

APA: Die Vorstellung beim Lesen einer Geschichte ist ja das eine, wie schaurig und blutig darf es sein, wenn es bildlich festgehalten wird?

Fitzek: Schaurig darf es immer sein. Gewalt ist für mich nicht Mittel zum Zweck, Blutdurst zu stillen. Sie hat immer eine Funktion. Es gibt in der 'Therapie' eine gewalttätige Szene mit einem Hund, die die Geißel der Krankheit Schizophrenie erklärt. Sie zeigt, warum die Suizidrate bei Menschen mit Schizophrenie so hoch ist: Visionen haben einen Einfluss auf die Gedanken, zum Beispiel, dass man denkt, man wäre ein schlechter Mensch - etwa ein Tierquäler. Man versteht sich selbst nicht mehr. Man hasst sich. Das ist auch der Grund, warum man diese Szene in der Serie nicht streichen konnte.

APA: Blicken Sie heute noch voller Zufriedenheit auf ihr Erstlingswerk? Oder hat sich Ihr Stil im Lauf der Zeit weiterentwickelt?

Fitzek: Ich hoffe, dass ich mich verändert habe. Denn über 17 Jahre lang nicht weiter zu kommen, wäre ein Armutszeugnis. Ich bin niemand, der mit seinen Werken hundertprozentig zufrieden ist. Es geht immer besser. Ein Buch ist nie zu Ende geschrieben. Man kann es nur loslassen. Hätte ich keine Deadline, würde ich jetzt noch an der "Therapie" schreiben. Und ja, ich würde das Buch heute sicherlich ganz anders schreiben. Man kann nur probieren, im Moment sein Bestes zu geben. Wenn mir etwas rückblickend negativ auffällt, versuche ich, es beim nächsten Buch besser zu machen.

APA: Am 25. Oktober erscheint Ihr neues Buch "Die Einladung". Es geht dabei auf einen albtraumhaften Trip in die winterlichen Alpen. Sie sind nach dem Ausritt ins Komödienfach in Form von "Elternabend" also wieder zurück in Ihrem Kerngebiet angelangt? Werden Sie des Thrillers niemals müde?

Fitzek: Wenn man den ersten Satz als Debütant schreibt, weiß man nicht, ob das irgendwann mal jemand außerhalb der Verwandtschaft lesen wird. Ich habe das Glück, dass Leute sogar darauf warten, dass ich ein neues Buch herausbringe. Ich liebe Thriller und bin mit "Die Einladung" wieder in meinem Metier. Das Buch wird wieder polarisieren. Ich bin wahnsinnig gespannt, wie es ankommt.

APA: Was sagt Ihr Gefühl, wird "Die Einladung" auch wieder so ein Erfolg wie "Die Therapie" und gar für Fernsehen oder Kino adaptiert?

Fitzek: Ich habe mir angewöhnt, nie mehr auf mein Gefühl zu hören. Ich bin zwar ein positiver Mensch, aber bin, was Erfolg anbelangt, immer sehr skeptisch. Bei "Passagier 23" ging ich kurz vor der Veröffentlichung davon aus, dass es mein erster Flop wird. Und dann wurde es mein erster Nummer-Eins-Hardcover-Bestseller. Bei "Elternabend" ging ich davon aus, dass es sich mäßig verkaufen wird. Ich lag auch da komplett falsch mit meiner Einschätzung. Ich werde mein Glück nicht herausfordern, indem ich sage: "Ja, das wird definitiv ein Hit." Ich weiß es wirklich nicht.
 

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