Die 27-jährige Jungunternehmerin Theresa Sporn berät Unternehmen in Sachen Künstliche Intelligenz. Warum sie aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken ist, verrät die IT-Expertin im MADONNA-Interview.
Eines gleich vorweg: Die Frage lautet – der Expertin zufolge – keinesfalls „ob“, sondern „wie?“. „Künstliche Intelligenz ist längst Bestandteil unser aller Lebens“, erklärt Theresa Sporn, die sich dem (damaligen) Thema der Zukunft bereits nach dem Abschluss des Management-Studiums in London beschäftigt hat.
„Schon meine Bachelorarbeit hatte Statistik beziehungsweise Analytics zum Thema“, so die Wiener Mathematik-Begeisterte, die nach Absolvierung eines Data Science-Kurses und einem Job bei einem Wiener Start-up nach Berlin ging, um erstmals in der IT-Strategieberatung tätig zu werden. „Trotz meiner Faszination für die Informationstechnik wollte ich auch soziale Kontakte haben und Menschen für das, was IT kann, begeistern.“ Und genau das setzt Theresa Sporn nun als Gründerin ihres Beratungsunternehmens scitus, mit Sitz in der Wiener Innenstadt, um.

Effizienzsteigerung durch gezielten KI-Einsatz will Theresa Sporn mit ihrem IT-Beratungsunternehmen scitus erreichen.
Zu Beginn herrscht oft Abneigung
Maßgeschneiderte KI-Lösungen für Unternehmen – „oftmals sehr traditionelle Betriebe, die der Künstlichen Intelligenz noch kritisch gegenüberstehen“ – entwickelt die 27-Jährige und bietet zugleich Schulungen für den effektiven Einsatz von KI an. Denn fest steht für sie: „Wer sich mit dem Thema auseinandersetzt und lernt, richtig damit umzugehen, wird durch KI nicht ersetzt, sondern dafür gebraucht, diese richtig zu steuern.“ Das MADONNA-Interview:
Frau Sporn, wie reagieren Unternehmen auf Ihre Vorschläge zur Digitalisierung und den Einsatz Künstlicher Intelligenz?
Theresa Sporn: Anfangs oft mit Abneigung: „Was willst du uns erklären?“ Viele sind überzeugt, dass ihr bisheriger Weg gut ist. Andere haben natürlich auch Angst – ersetzt zu werden. Aber spannend wird’s, wenn dieser Widerstand kippt – wenn sie erkennen, dass ich wirklich etwas zur Effizienz in dem Unternehmen beizutragen habe. Dann höre ich: „Erzähl mehr.“ Das sind für mich echte Erfolgsmomente.
Welche Systeme und Lösungen setzen Sie ein?
Sporn: Ich fokussiere mich auf automatisierbare Prozesse, Routineaufgaben, die eigentlich nur Zeit rauben – etwa Zusammenfassungen, Datentransfers, Routineaufgaben, die fehleranfällig sind. Sprachmodelle bieten großartige Lösungen, vor allem für den Büroalltag.
Wie reagieren Mitarbeitende auf Automatisierung? Gibt es Sorgen um Jobverlust?
Sporn: Ja, viele haben Angst, ersetzt zu werden. Aber mein Zugang ist: Lass dir langweilige Aufgaben abnehmen – und konzentriere dich auf kreative Tätigkeiten, für die es Menschen braucht. Wer engagiert ist, profitiert. Wer nichts beitragen will, sollte sich Sorgen machen.
Schulung ist ein Teil Ihrer Arbeit...
Sporn: Absolut. Ich biete Grundlagenschulungen an, erkläre, was KI ist und wie man sie sinnvoll im Alltag einsetzt. Wichtig ist, dass die Menschen verstehen: Sie steuern die KI – nicht umgekehrt! Ich zeige auch, welche Tools es gibt und wie man am Ball bleibt.
Was kann man in der KI-Nutzung konkret falsch machen? Worauf ist zu achten?
Sporn: Zwei Hauptfehler: Erstens, vertrauliche Daten in kostenlose Tools einzugeben – diese könnten für Trainingszwecke gespeichert werden. Zweitens, den KI-Output unkritisch zu übernehmen. Die Tools liefern gute erste Entwürfe, aber die Kontrolle bleibt beim Menschen.
Sie sind natürlich ein Fan von KI...
Sporn: Natürlich – es ist großartig, wie sehr KI unser Leben erleichtern kann. Aber natürlich mit dem Bewusstsein für Risiken – wie bei jeder Technologie.
Es werden oft Szenarien gezeichnet, dass sich die KI eines Tages verselbstständigen wird. Bereitet Ihnen das keine Sorgen?
Sporn: Eine selbstständig agierende Super-KI halte ich für unrealistisch. Es handelt sich dabei ja rein um Statistik und um kein eigenes Denken. Zudem reguliert die EU vieles. Und es bringt nichts, sich gegen die Entwicklung und den Einsatz von KI zu wehren – wie beim Internet damals. Wer es nicht nutzt, hat einen Nachteil – und kann heute letztlich auch gar nichts machen.

Die KI-Expertin im Gespräch mit Daniela Schimke.
"Die KI sollte auch mal Nein sagen!"
Ihr Beruf bedingt es, ständig online zu sein. Machen Sie so etwas wie Digital Detox?
Sporn: Ich war nie sehr aktiv auf Social Media – mein Privatleben zu teilen oder das von anderen zu sehen, hat mich eigentlich nie interessiert. Ich nutze Social Media eher zur Automatisierung, nicht für mein Privatleben. Und ich lege mein Handy oft bewusst zur Seite, weil ich es angenehm finde, mich einmal ganz auf meine Familie oder Freunde konzentrieren zu können.
Wenn wir uns in zehn Jahren wiedersehen – was wird sich bis dahin getan haben?
Sporn: Alltagsaufgaben werden stark automatisiert sein – KI-Agenten erledigen Dinge wie Desktop aufräumen, Reisen organisieren, Reservierungen machen, Termine eintragen. Das kommt gerade nach Europa und wird dann völlig normal sein. Und Robotics wird wichtig – also Software, die mobil eingesetzt wird, etwa wegen Fachkräftemangel. Da wird Hardware zunehmend Aufgaben übernehmen.
Wie wird sich, denken Sie, die Kriminalität entwickeln?
Sporn: Ich hoffe, durch Überwachungstechnologie wird es sicherer. Ich bin ein Fan davon. Cyberkriminalität bleibt eine Herausforderung – es wird neue Risiken geben, aber auch bessere Schutzmechanismen, wobei es auch hier gilt, sich rasch gut aufzustellen. Da hinken wir in Österreich schon noch sehr hinterher.
Ist die IT-Branche immer noch eine Männerdomäne, in der Sie sich manchmal einsam fühlen?
Sporn: Ja, leider ist diese Branche immer noch männerdominiert – besonders in Österreich. In meinem Kurs in Berlin waren wir schon 50 Prozent Frauen und 50 Prozent Männer. Ich hoffe, es wird bald normal, dass auch Frauen IT-Firmen gründen. Schulen sollten Talente mehr fördern – aber man muss auch selbst etwas tun. Bei mir hat auch niemand gesagt: „Mach das“, sondern ich hab’s einfach gemacht.
Was ist Ihnen in der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz besonders wichtig?
Sporn: Dass KI nicht einfach alles bejaht, was man sagt. Sie soll objektiver werden und nicht nur zustimmen, sondern auch kritisch reagieren können.
Also ähnlich wie im menschlichen Miteinander – ein Diskurs soll möglich sein?
Sporn: Genau. Es muss erlaubt sein, auch mal „Nein“ zu sagen oder andere Sichtweisen zuzulassen, statt nur positives Feedback zu geben.
Aber Menschen hören doch gern, dass sie toll sind – liegt da KI nicht genau richtig?
Sporn: Ja, das ist menschlich. Genau deshalb ist es so wichtig, dass KI nicht blind alles bestätigt – besonders bei schlechten oder sogar gefährlichen Ideen.