Gemäß dem Motto „Hurra, wir lesen noch“ laden die TV-Stars Lilian Klebow & Teresa Vogl am 3. Juli in ihren MQ Female Empowerment-Buchclub. Der Talk über Lesen als Befreiungsschlag und die interessantesten Sommerbücher.
Aus Hollywood kennt man die Idee bereits: Oprah Winfrey, Emma Roberts, Dua Lipa und viele andere Stars inspirieren mit ihren BookClubs ihre Fans zum Lesen. „Meine Freundin und ich haben uns auf der Suche nach guten Büchern immer wieder gefragt: Was liest du gerade?“, erzählt Schauspielerin Emma Roberts über die Entstehung von „Belletrist“ bereits im Jahr 2017.
Eine ganz ähnliche Geschichte können zwei österreichische Prominente erzählen, die seit letztem Jahr mit einem eigenen Buchclub begeistern: SOKO Wien-Star Lilian Klebow (47) und ORF-Kultur-Expertin Teresa Vogl (42) lernten einander im Rahmen der Pressekonferenz des Wiener Opernballs näher kennen. „Im Gespräch kamen wir plötzlich auf das Thema Bücher und unsere Leidenschaft, das Lesen“, berichten die Powerfrauen über die Entstehungsgeschichte des Female Empowerment-Buchclubs, für dessen Umsetzung PR-Profi Liane Seitz verantwortlich zeichnet.
Die passende Location für das Literaturevent mit Herz stellt MuseumsQuartier Wien-Direktorin Bettina Leidl zur Verfügung. Und so findet am 3. Juli die Summer-Edition des MQ FEB auf der Sommerbühne des MuseumsQuartiers statt.

SOKO Donau-Star Lilian Klebow & ORF-Kulturexpertin Teresa Vogl
Warum Frauen die Welt retten werden...
Das Motto, unter das die Gastgeberinnen diesmal den Abend und damit die Literatur, die gelesen und diskutiert wird, gestellt haben, lautet: „Klimaschutz ist weiblich – und warum Frauen die Welt retten werden und Männer dafür unerlässlich sind.“ Zuvor sollten Sie jedoch lesen, was Lilian Klebow und Teresa Vogl über ihre außergewöhnliche Freundschaft und Bücher als Lebensbegleiter erzählen...
Sie teilen Ihre Leidenschaft für das Lesen – warum aber wollten Sie mit Ihrem Buchclub auch andere Menschen erreichen?
Lilian Klebow: Es geht uns um mehr als nur um das gemeinsame Lesen. Wir wollen einen Raum für Austausch, Inspiration und Empowerment schaffen. Gerade für Frauen.
Teresa Vogl: Genau. Lesen hat für mich auch viel mit Selbstermächtigung zu tun. Im Alltag konsumieren wir so vieles passiv, aber ein gutes Buch bringt uns zum Denken. Es fördert Empathie und Fantasie. Es ist wie ein zweites, drittes Leben. Und es hilft, den Kopf freizubekommen. Der Club gibt uns einen Rahmen, sich bewusst Zeit dafür zu nehmen.
Gab es für Sie selbst ein besonders prägendes Leseerlebnis?
Vogl: Ja, ganz klar: Als Kind das erste Mal selbst lesen zu können, war ein riesiger Freiheitsmoment für mich. Bücher von Christine Nöstlinger, die ich damals gelesen habe, begleiten mich bis heute. Jetzt lese ich sie mit meiner Tochter.
Klebow: Mir geht es so mit Michael Ende. „Die unendliche Geschichte“ und „Momo“ haben mich tief geprägt. Die Idee, dass Fantasie unsere Welt rettet, das begleitet mich bis heute. Und ja, auch ich erinnere mich genau an den Moment, als ich zum ersten Mal einen Satz gelesen habe. Ich weiß noch, wie ich dann meine Eltern fast schon zur Verzweiflung gebracht habe, weil ich mit mindestens acht Büchern in den Sommerurlaub gefahren bin. (lacht)
Heute lesen Sie e-Books – oder doch lieber noch auf Papier?
Vogl: Unbedingt Papier! Ich bin da ein bisschen retro und habe eigentlich noch nie ein e-Book gelesen. Ich habe auch noch ein analoges Zeitungs-Abo.
Klebow: Ich brauche auch das Haptische. Da merke ich mir, wo etwas steht und kann fühlen, wie viel noch vor mir liegt – oder ob ich schon traurig sein muss, weil es bald zu Ende ist. E-Books sind auch nicht meins. Ich möchte auch Drehbücher immer in gedruckter Fassung haben.

PR-Profi Liane Seitz setzt die Buchclub-Idee von Klebow und Vogl perfekt um.
"Frauenliteratur? Diese Schubladen helfen niemandem!"
Es gibt bestimmt Bücher, die Sie weniger faszinieren. Müssen diese dennoch fertig gelesen werden oder legen Sie solche weg?
Vogl: Früher hatte ich immer den Ehrgeiz, ein begonnenes Buch auch fertig zu lesen, wenn es mich nicht anspricht. Inzwischen habe ich aber aufgehört, mich dazu zu zwingen. Dafür ist mir die Zeit dann doch zu schade.
Klebow: Mir geht‘s genauso. Bevor ich Kinder hatte, war ich jemand, der jedes Buch zu Ende gelesen hat. Einfach aus einem moralischen Empfinden heraus, so wie ich auch einen Film zu Ende schaue aus Respekt den Kunstschaffenden gegenüber. Heute mache ich das nicht mehr, wenn es mir nicht gefällt.
Stichwort Lieblingsgenre: Darf es auch mal ein kitschiger Roman sein, etwas „Leichtes“ sozusagen?
Vogl: Ich habe da – ebenso wie in der Musik – überhaupt keine Berührungsängste. Ich lese zum Beispiel auch gerne Krimis.
Klebow: Ich lese zu 90 Prozent Sachbücher – und genieße es, wenn Teresa oder Liane mir auch mal einen Roman empfehlen.
Lesen Frauen anders als Männer?
Klebow: Ich glaube, diese Unterscheidung ist überholt. Jeder Mensch hat eigene Interessen. Es gibt Männer, die Liebesromane lesen, Frauen, die sich für Technik begeistern. Es geht um Typen, nicht um Geschlecht.
Vogl: Stimmt, diese Schubladen helfen niemandem. Wir brauchen neue Rollenbilder für alle – gerade auch für Männer. Lesen kann hier übrigens ein wunderbarer Zugang sein.
Klebow: Interessant ist ja, dass es eine sogenannte Frauenliteratur gibt, aber keine Männerliteratur. Nach dem Motto: leichte Kost für Frauen... Da sieht man, wie geprägt wir noch von diesen Rollenbildern in den unterschiedlichsten Bereichen sind.

Lilian Klebow mit einem ihrer Lieblingsbücher, das ihren zweiten Namen trägt
"Meine Kinder haben kein Social Media"
Stichwort Emanzipation. Was hat Sie zu emanzipierten Frauen gemacht?
Vogl: Bestimmt meine Erziehung. Wir haben zu Hause immer viel diskutiert, vieles hinterfragt. Ich wurde geschlechtsneutral erzogen, mit der Haltung: „Du kannst alles werden.“ Etwas, das ich heute auch meiner Tochter mit auf den Weg gebe.
Klebow: Ähnlich bei mir. Meine Mama war Sekräterin und Hausfrau und wegen mir zu Hause die meiste Zeit. Papa war Lehrer auf meiner Schule. Geprägt hat mich sein wissenschaftliches Interesse und seine Neugier – und das offene Herz meiner Mama.
Sie sind selbst Mütter. Wie schwer ist es, in unserer heutigen digital geprägten Welt Kinder zum Lesen zu motivieren?
Klebow: Ich sage jetzt vielleicht etwas Unpopuläres, aber meine Kinder haben kein Social Media – und das ganz bewusst. Schon vor Jahren habe ich eine Aussage von jemandem aus dem Silicon Valley gelesen, der selbst in der Tech-Branche arbeitet, aber sagte: „Unsere Kinder bekommen frühestens mit 14 Zugang zu Social Media.“ Das hat mich sehr beeindruckt und ist mir im Gedächtnis geblieben.
Ich finde, Kinder sollten schrittweise und reflektiert an digitale Medien herangeführt werden – deshalb habe ich für unsere Familie eine klare Regel aufgestellt: Ein Smartphone gibt es frühestens mit 14. Und bis dahin auch keine eigenen Social-Media-Kanäle. Dafür viele schöne Bücher. Und diese zu lesen macht ihnen echt Spaß. Sie nehmen auch schon einen ganzen Stapel in den Urlaub mit.
Vogl: Unsere Tochter auch. Ich denke, das gemeinsame Lesen – zuerst das Vorlesen, dann zusammen Texte zu lesen und später nebeneinander auf der Couch oder auf der Sonnenliege zu liegen und in Ruhe zu lesen – ist ganz wichtig. Wir machen das zu Hause ganz oft und meine Tochter liebt Bücher, wie wir auch.

Für Teresa Vogl war das Lesenlernen als Kind ein Befreiungsschlag.
"Lesen bedeutet für ich Zeit, um mich wieder zu spüren"
Wieviele Bücher kommen in den Sommerurlaub mit?
Klebow: Die Kinder nehmen je zwei mit, ich vier – eines davon liest dann mein Mann.
Vogl: Bei mir ist der Sommer sehr arbeitsintensiv – mit Konzerten, Festspielen und Events. Aber wenn ich frei habe, wird gelesen, was das Zeug hält. Drei Bücher mindestens.
Viele sagen ja, sie hätten gar keine Zeit zu lesen. Nun sind Sie beide ja auch beruflich sehr eingesetzt. Wie schaffen Sie das?
Vogl: Ich glaube, wir kennen alle dieses Phänomen: Man wirft abends einen Blick auf die Bildschirmzeit – und erschrickt vielleicht ein wenig, wie viel Zeit man eigentlich mit Apps, Social Media, WhatsApp oder anderen digitalen Angeboten verbracht hat. Wenn man ehrlich ist, ließe sich in fast jedem Alltag irgendwo eine halbe Stunde finden, um stattdessen ein Buch in die Hand zu nehmen.
Bei mir ist das jedenfalls so. Natürlich – wir alle haben viel zu tun, Termine, Verpflichtungen. Aber wenn man es nüchtern betrachtet, eignen sich viele kleine Momente im Alltag perfekt dafür: die Fahrt in der Straßenbahn, die halbe Stunde vor dem Abendessen … All das sind Zeiten, die man bewusst anders gestalten könnte. Ich möchte mich nicht einfach nur berieseln lassen, sondern bewusst entscheiden: Vielleicht ein Buch lesen – oder auch einfach mal gar nichts tun. Es kann auch unglaublich wohltuend sein, einfach nur aus dem Fenster zu schauen.
Klebow: Ich lese immer vor dem Schlafen. Und auch wenn ich dabei einschlafe, ist das großartig. Mein Mann wird zwar manchmal wahnsinnig, wenn ich mitten in der Nacht aufwache, das Licht anschalte und anfange zu lesen. Aber für mich ist das einfach ein Ritual, das mir guttut. Manchmal stehe ich in der Früh sogar eine halbe Stunde früher auf – nur für mich. Dann meditiere ich, mache ein bisschen Yoga oder lese ein paar Seiten. Das war ein Versprechen, das ich mir selbst gegeben habe. Gerade als Mama ist man oft gestresst und ständig für andere da – da finde ich es umso wichtiger, mir bewusste Zeit für mich selbst zu nehmen. Zeit, um mich wieder zu spüren. Und genau das passiert beim Lesen.
Welchen Titel würde ein Buch über Sie selbst tragen?
Vogl: Die (Kultur)welt aus der Vogl-Perspektive.
Klebow: So wie meine Tochter das Buch, das ich geschrieben habe, genannt hätte: Das Mädchen, das sich streckte, um den Regenbogen zu küssen.

MQ Wien-Direktorin Bettina Leidl (re.) stellt das MuseumsQuartier für die MQ FEB-Events zur Verfügung.
Die Sommerbuch-Empfehlungen der Buchclub-Ladys:
Lilian Klebow:
- ALICE GUY von Catel & Bocquet (Splitter Verlag): Alice Guy hat Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts als erste Frau Regie geführt, produziert und Drehbücher geschrieben. Man könnte auch sagen den Film mit erfunden...
- BILLIE – ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden von Stefan Cordes (Penguin Verlag): Eine zutiefst berührende Geschichte.
- HOFFNUNG FÜR VERZWEIFELTE – Wie wir als erste Generation die Erde zu einem besseren Ort machen können von Hannah Ritchie (Piper Verlag).
Teresa Vogl:
- EINE NACHT, MARKOWITZ von Ayelet Gundar-Goshen (Verlag Kein & Aber): beleuchtet das Leben mehrerer Menschen während einer einzigen Nacht, in der existentielle Fragen im Mittelpunkt stehen.
- SÄMTLICHE ERZÄHLUNGEN von Ingeborg Bachmann (Verlag Anaconda): Ein unverzichtbarer Bestandteil der Gegenwartsliteratur. Sie zeigen Menschen an den Schnittpunkten ihrer Existenz...
- ÜBER MUSIK von Alfred Brendel (Piper Verlag): ein brillantes Kompendium der Klaviermusik, das zeigt, dass der Pianist auch ein toller Analytiker ist. Brendel tut das, worüber er schreibt: Er denkt über Musik nach.
Bettina Leidl:
- DER GOTT DES WALDES von Liz Moore (Verlag C.H. Beck): Ein klug komponierter Thriller über das Verschwinden eines Mädchens im Sommer 1975 – düster, vielschichtig und atmosphärisch dicht.
- LICHTSPIEL von Daniel Kehlmann (Rowohlt Verlag): Robert De Niro empfahl das Buch – nicht nur wegen der brillanten Erzählung, sondern auch als Warnung vor Anpassung in autoritären Zeiten.
- WACKELKONTAKT von Wolf Haas (Verlag Carl Hanser): Mit diesem raffinierten Doppel-Roman eröffnen die O-Töne am 10. Juli im MQ!
Viel Vergnügen!