Für viele kam die Wahl überraschend – und vielleicht gerade deshalb so verdient: Demi Moore zählt laut TIME zu den 100 einflussreichsten Menschen des Jahres.
Wer hätte das gedacht? Demi Moore, einst gefeiert als Glamour-Queen Hollywoods und Mitglied der legendären „Brat Pack“-Generation, später lange Zeit aus dem Rampenlicht verschwunden – steht plötzlich wieder ganz oben. In der diesjährigen TIME100-Liste wird sie in der Kategorie „Titan“ geführt – einer der bedeutendsten und prestigeträchtigsten Ränge, die das Magazin vergibt.
Damit reiht sich die Schauspielerin neben Persönlichkeiten wie Serena Williams, Ed Sheeran – und sogar US-Präsident Donald Trump. Eine Liste, auf der viele Moore wohl nicht unbedingt vermutet hätten.
Die Frau der Stunde
Den Wendepunkt brachte ihre Rolle im gefeierten Horror-Satirefilm „The Substance“, für die sie in diesem Jahr – mit 62 – ihre erste Oscar-Nominierung erhielt. Moore spielt darin Elisabeth Sparkle, eine alternde Aerobic-Ikone, die mithilfe eines mysteriösen Verjüngungsserums ihre jüngere Version erschafft (verkörpert von Margaret Qualley) – und schon bald erkennen muss, dass ein Jungbrunnen allein nicht die Lösung ist.
Der Film wirkt wie ein Kommentar auf Moores eigene Karriere. In den 80ern und 90ern gehörte sie zu den größten Stars Hollywoods – doch während männliche Kollegen weiter glorifiziert wurden, wurde sie oft belächelt. Ihr medialer Spitzname „Gimme Moore“, der sich auf ihr Rekordgehalt bezog, war weniger clever als zutiefst herabwürdigend. Dabei war sie schlichtweg die erste Frau in der Branche, die ein Millionenhonorar forderte – und auch bekam.

Für ihre Rolle in "The Substance" erhielt Demi Moore einen Golden Globe
Wahrer Einfluss sieht heute anders aus
Dass TIME sie heuer auf die Liste setzt, ist nicht nur überraschend – sondern auch verdient. Moore ist das perfekte Beispiel dafür, wie sich Einfluss verändert hat. Es geht nicht mehr nur um Schlagzeilen oder Reichweite, sondern darum, welche Gespräche jemand anstößt.
Ihre Rolle in „The Substance“ war keine nostalgische Rückkehr ins Rampenlicht, sondern ein bewusster Schritt: gegen Altersdiskriminierung, gegen toxische Schönheitsideale, gegen das Verschwinden älterer Frauen aus der Öffentlichkeit.
Dass sie den Oscar am Ende nicht gewonnen hat, scheint sie selbst aber kaum überrascht zu haben. „Ich wusste es einfach“, sagte sie im TIME-Interview. „Ich war ruhig. Ich habe vertraut, dass sich alles so entfalten wird, wie es soll.“ Keine Bitterkeit, kein Drama. Sondern genau die Gelassenheit, die eine Titanin auszeichnet.
Mehr als nur ein Hollywood-Comeback
Dass sie die Trophäe am Ende nicht mit nach Hause nahm, hat der Wirkung jedoch keinen Abbruch getan. Im Gegenteil: Die Diskussion um Altersdiskriminierung, Körperbilder und weibliche Sichtbarkeit im Film wurde durch ihre Rolle neu entfacht.
Fakt ist: Demi Moore hat nicht nur ein längst überfälliges Comeback hingelegt, sondern steht auch symbolisch für den Wandel in der Branche: Für mehr Altersdiversität. Für den Mut, Geschichten über Frauen mit Falten, Tiefe und Vergangenheit zu erzählen. Für das Recht, sich in jedem Alter neu zu erfinden.
Schauspielkollegin und Freundin Gwyneth Paltrow brachte es im TIME-Porträt auf den Punkt: „Sie war die Erste, die durchs Dickicht ging – und bekam alle Kratzer ab. Heute profitieren viele von dem Weg, den sie geebnet hat.“ Ihre Nennung auf der TIME100-Liste zeigt: Manchmal liegt wahre Macht eben genau dort, wo niemand mehr hinschaut – bis jemand wie Demi Moore kommt und das Licht wieder andreht.