Intim

Befreite Lust: Ein Übungsbuch für mehr Spaß im Bett

Den Körper neu entdecken, alte Hemmungen ablegen und Lust ganz bewusst erleben. Julia Sparmann will Frauen mit ihrem neuen Buch inspirieren, ihre Sexualität zu erforschen und selbstbewusst zu gestalten. 

Manchmal beginnt das größte Abenteuer direkt unter unserer Haut. Die Sexualwissenschaftlerin Julia Sparmann zeigt in ihrem aktuellen Buch „Befreite Lust“, dass Sexualität weit mehr ist als körperliche Erregung. Sie ist ein Weg zu Selbstwahrnehmung, Authentizität und echtem Wohlbefinden. Wer lernt, den eigenen Körper bewusst zu spüren und Impulse ernst zu nehmen, erlebt Lust intensiver – jenseits von gesellschaftlichen Idealen oder eigenen Unsicherheiten. „Das ist kein klassischer Ratgeber, sondern ein Übungsbuch, das Frauen hilft, ihre Sexualität wieder von innen heraus zu spüren“, so die Autorin. Daher enthält das Buch neben zahlreichen Übungsanleitungen auch noch 14 Audiotutorials (MP3) zur Begleitung. 

Sexualwissenschaftlerin Julia Sparmann berät Frauen in ihrer Praxis und hält Workshops zum Thema Lust. 

Sexualwissenschaftlerin Julia Sparmann berät Frauen in ihrer Praxis und hält Workshops zum Thema Lust. 

© Michaela Groennebaum

"Viele haben das Gefühl, sexuell etwas leisten zu müssen, anstatt zu genießen."

In ihrem Buch erklärt die Sexualwissenschaftlerin Julia Sparmann, wie Frauen ihre Sexualität jenseits von Leistungsdruck und Erwartungen selbstbestimmt erleben können. Im MADONNA-Interview spricht sie darüber, welche Motivation hinter ihrem Buch steckt und warum körperliche Selbstwahrnehmung, Selbstliebe und Akzeptanz zentrale Bausteine erfüllter Lust sind. 

Was hat Sie zu diesem Buch motiviert und welche Lücke möchten Sie damit schließen?
Julia Sparmann: Ich begegne in meiner sexualtherapeutischen Praxis immer wieder Frauen, die sich vom Körper und ihrer eigenen Lust entfremdet fühlen. Viele haben das Gefühl, sexuell etwas leisten zu müssen anstatt zu genießen. Mein Wunsch war es, ein Buch zu schreiben, das Frauen nicht belehrt, sondern sie begleitet – Schritt für Schritt, ganz praktisch. Ich wollte die Lücke zwischen Wissen und Körpererfahrung schließen – zwischen dem, was wir über Sex „wissen sollten“, und dem, was wir tatsächlich fühlen und erleben.

Ein Schwerpunkt des Buches ist die körperliche Selbstwahrnehmung. Warum ist sie so zentral für erfüllte Sexualität?
Sparmann: Weil Lust im Körper entsteht – nicht im Kopf. Viele Frauen sind es gewohnt, beim Sex zu „denken“, statt zu spüren: Bin ich sexy genug? Mache ich das richtig? Gefalle ich meinem Partner oder meiner Partnerin? Oder das Hirn beschäftigt sich beim Sex weiterhin mit organisatorischen Alltagsangelegenheiten. Diese Gedanken trennen uns von der unmittelbaren Wahrnehmung. Wenn wir lernen, wirklich im Körper zu sein, können wir unsere sexuellen Impulse wieder deutlich wahrnehmen. 

Befreite Lust: Ein Übungsbuch für Frauen, mit 14 Audiotutorials von Julia Sparmann, S.Hirzel Verlag, 25,50 Euro 

Befreite Lust: Ein Übungsbuch für Frauen, mit 14 Audiotutorials von Julia Sparmann, S.Hirzel Verlag, 25,50 Euro 

© S. Hirzel Verlag

"Weibliche Sexualität ist fein abgestimmt..."

Es heißt, die weibliche Sexualität sei „kompliziert“. Welche Faktoren machen sie Ihrer Erfahrung nach besonders komplex?
Sparmann: Ich würde eher sagen: weibliche Sexualität ist „fein abgestimmt“. Sie reagiert auf vielen Ebenen – körperlich, emotional, kognitiv, hormonell, sozial. Der Körper braucht Sicherheit, Entspannung und Zeit, um sich zu öffnen. Wenn Stress, Leistungsdruck oder Selbstzweifel im Spiel sind, zieht sich die Lust buchstäblich zurück. Komplex heißt also nicht schwierig, sondern vielschichtig – und das ist etwas Wunderschönes, wenn man sich darauf einlässt.

Orgasmusprobleme sind bei Frauen weit verbreitet. Welche Ursachen begegnen Ihnen am häufigsten in Ihrer Praxis, und was sind mögliche Lösungsansätze?
Sparmann: Der Orgasmus macht tatsächlich vielen Frauen Druck. Leider ist Druck alles andere als lustfördernd, sodass die Zielorientierung zum Störfaktor werden kann. Viele Frauen haben früh gelernt, sich anzupassen oder Erwartungen zu erfüllen, statt sich selbst wahrzunehmen. Lust aber entsteht dort, wo wir uns erlauben, den eigenen Impulsen zu folgen statt zu funktionieren. Wenn Frauen beginnen, ihre eigene sexuelle Lerngeschichte zu verstehen und den Fokus auf ihr lustvolles Erleben zu richten, verändert sich vieles. Orgasmus ist dann kein Ziel mehr, sondern eine mögliche Folge gelebter, authentischer Lust. 

Wenn Stress, Leistungsdruck oder Selbstzweifel im Spiel sind, zieht sich die Lust buchstäblich zurück. 

Wenn Stress, Leistungsdruck oder Selbstzweifel im Spiel sind, zieht sich die Lust buchstäblich zurück. 

© Getty

In der Sexualberatung wird häufig zwischen vaginal und klitoral induzierter Lust unterschieden. Ist dieses Thema in Ihrer Praxis besonders relevant?
Sparmann:
Ja, es taucht immer wieder auf – und mein Ansatz ist, diese Unterscheidung zu entdramatisieren. Erregung ist nicht entweder klitoral oder vaginal. Die Klitoris ist ein komplexes Organ, das sich weit in den Körper hinein verzweigt – sie ist überall beteiligt. Es geht also nicht darum, welcher Weg der „richtige“ ist, sondern darum, die eigenen Körperreaktionen neugierig zu erforschen. Jede Frau darf ihre individuelle Landkarte der Lust entdecken. 

Welche Übung aus dem Buch würden Sie jeder Frau unbedingt empfehlen?
Sparmann: In der Praxis sehe ich viele Aha-Momente bei den Berührungsübungen. Zum Beispiel beim Erforschen verschiedener Berührungsqualitäten am ganzen Körper, an den Brüsten oder am Genital. Es sensibilisiert die Wahrnehmung, stärkt die Beziehung zum eigenen Körper und kann den Kompass der eigenen Lust schärfen.  

Interview: Claudia Semrau

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