oe24.TV-Moderatorin erfüllt sich im Südsee-Paradies einen Lebenstraum
Nadine Friedrich schildert ihr wohl beeindruckendstes Urlaubserlebnis - Schwimmen mit ihrem Lieblingstier, dem Buckelwal.
Viele Menschen haben es – ein brennendes Bedürfnis, sich ihren Lebenstraum zu erfüllen. Bei mir dreht sich seit vielen Jahren alles nur um ein – im wahrsten Sinne des Wortes – großes Thema, nämlich WALE. Sie alleine sind der Grund, wieso ich heuer am anderen Ende der Welt gelandet bin. Gepackt hat mich das Walfieber schon sehr früh. Schuld ist ein Greenpeace-TV-Spot, den ich im Alter von 6 Jahren gesehen habe. Der Gesang der Buckelwale traf mich mitten ins Herz und hat mich seitdem nicht mehr losgelassen. Fast jede meiner Reisen bisher wurde nach der Wanderroute der Wale geplant und das Whale Watching führte mich an die schönsten Orte dieser Welt. Was mir bis dato aber noch gefehlt hat, war, mir meinen großen Traum zu erfüllen, einmal ganz, ganz nah zu sein, Auge in Auge mit einem Buckelwal, meinem Liebling.
Auf der Südsee-Inselgruppe Vava’u, Tonga, ist das von August bis Oktober möglich. In dieser Zeit kommen die riesigen Meeressäuger aus der Arktis, um im warmen Gewässer ihre Babys auf die Welt zu bringen. Tonga und Moorea sind die einzigen Orte auf der Welt, an denen man unter strengen Auflagen mit Buckelwalen schnorcheln darf. Die Anreise ist für mich mit „dezent“ ausgeprägter Flugangst eine Herausforderung, geht es doch einmal um die ganze Welt. An einem Freitag steige ich in Wien in den Flieger, zwei Lang- und ein Kurzstreckenflug später lande ich mit 12 Stunden Zeitverschiebung am Dienstag endlich auf einer der 170 Inseln des Königreichs Tonga. Trotz Müdigkeit bekomme ich in der Nacht kein Auge zu und dann ist er auch schon da, der Tag 1: Um sieben Uhr früh ist Treffpunkt am Anlegesteg, um 6 Uhr stehe ich schon bereit, aufgeregt, frierend, bei 21 Grad und heftigem Wind und Regen. Ein kleines Boot inklusive Skipper und Guide holt mich und einen guten Freund ab. Acht Stunden lang geht es durch die aufgewühlte See mit zwei Meter hohen Wellen. Wir halten Ausschau nach Fontänen, doch die Wale spielen verstecken. Mein Fazit: Gott sei Dank gibt es Tabletten gegen Seekrankheit.
Baby-Wal. Am zweiten Tag erwartet uns erneut eine stundenlange Schaukelpartie auf dem Meer inkl. Gewitter. Die Spannung wird unerträglich. Ich beginne, Deals mit Gott abzuschließen, um endlich Wale zu finden. Nach 7 Stunden ist es so weit. Wir springen ins Wasser und sehen unter uns verschwommen weiße Flecken in der Tiefe. Auf einmal löst sich einer dieser Umrisse und gleitet nach oben. Es ist ein Baby und es steuert direkt auf mich zu. Ich halte die Luft an, bin wie erstarrt. Einen halben Meter neben mir taucht es auf, unsere Blicke treffen sich, ich sehe, wie es mich mit den Augen verfolgt und neugierig mustert. Mein Quieken zu unterdrücken ist unmöglich, ich weine vor Glück in meine Schnorchelmaske, bis ich nichts mehr sehen kann! Alle paar Minuten taucht der „Kleine“ auf, um Luft zu holen. Dabei kommt er immer näher, bis ich kurze Zeit später auch gleich meine erste Kollision mit einem Baby-Wal erlebe. Für ein Alter von 2 Monaten hat er bereits eine beachtliche Größe von sechs Metern und wiegt 1 Tonne. Trotzdem ist der Zusammenstoß sanft und ich bin eine Erfahrung reicher: Wale fühlen sich sehr, sehr glitschig an.
Schwimmen mit Mama. Am dritten Tag schwimmt ein ausgewachsener Buckelwal neben mir. Anmutig und nahezu schwerelos gleiten die 16–18 Meter langen Körper durchs Wasser. Alleine die Brustflossen messen vier bis fünf Meter. Es ist herzerwärmend zu sehen, wie liebevoll die Kleinen von den Walmüttern umsorgt werden. Unvorstellbar, dass wir diese friedliebende Spezies vor einigen Jahrzehnten fast vollständig ausgerottet haben. Mehr als eine Stunde darf ich Zeuge davon sein, wie die Buckelwale durchs Wasser tanzen.
Mounu Island. An Tag 4 ist Resort-Wechsel angesagt. Auf geht’s nach Mounu Island, einer Südseeinsel wie aus dem Reisekatalog. Kirsty Bowe, eine der besten Kite-Surferinnen weltweit, und ihre Mutter betreiben die idyllische Insel. Sie haben das Walschwimmen vor 20 Jahren sozusagen erfunden. An unserem ersten gemeinsamen Tag auf dem Wasser bleibt es beim Whale Watching. Die Wale sind heute sehr verspielt. Wenn sich 30 Tonnen Lebendgewicht meterhoch aus dem Wasser schrauben und auf die Meeresoberfläche fallen lassen, sollte man lieber im Boot bleiben, meint Kirsty.
Heat Run. Tag 5 ist der erste heiße Tag über 30 Grad und die Sonne heizt nicht nur unser Boot auf. Eine Buckelwal-Dame will erobert werden. Minutenlang schlägt sie mit der Flosse aufs Wasser. Es dauert nicht lange und schon sind einige Anwärter an ihrer Seite. Das ist der Moment, an dem der sogenannte „Heat Run“ startet – eine wilde Jagd durchs Wasser, allen voran das Weibchen, 5 liebestolle Männchen hinter ihr und unser Boot mittendrin – so geht es den ganzen Tag durch das wunderschöne Archipel von Tonga. Immer wieder können wir das Spektakel unter Wasser beobachten.
Privileg. Schließlich ist die Woche vorbei und ich reich an unbezahlbaren Erinnerungen. Für mich war es ein absolutes Privileg, in die Welt der sanften Riesen eintauchen zu dürfen. Ich weiß nicht, was sich diese Geschöpfe denken, wenn sie Menschen begegnen, was ich aber ganz sicher weiß ist: Ich komme wieder!
© Nadine Friedrich
© Nadine Friedrich
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© Nadine Friedrich
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