Keine Saison ohne Schiedsrichter-Diskussion. Die jüngsten zwei Runden der Fußball-Bundesliga hatten es für die Unparteiischen in sich.
Nach der 18. Runde vor einer Woche räumte die Liga drei grobe Fehleinschätzungen ein, am vergangenen Wochenende war es ein kurioser LASK-Elfer gegen Lustenau, der für Aufregung sorgte. Schiedsrichter-Chef Robert Sedlacek sah "Fehler, die nicht passieren hätten dürfen". Von den Beteiligten gab es Tadel und Verständnis.
"Sie sind im Großen und Ganzen einfach schlecht, das muss man jetzt einfach einmal so sagen", zürnte Verteidiger Raffael Behounek von der WSG Tirol über Österreichs Referees. Christian Ilzer nahm die Männer auf dem Rasen indes in Schutz: "Die Schiedsrichter wurden in den letzten Wochen vom VAR im Stich gelassen", sagte der Trainer von Sturm Graz auf die Entscheidung in Linz angesprochen. Dort traf es mit Harald Lechner Österreichs Besten aus der Referee-Zunft. Der 40-Jährige gab tags darauf an, an seiner Entscheidung zu knabbern.
"Nützt nichts, irgendwen zu bestrafen"
Dass Lechner den Gang zum VAR-Schirm nicht antrat, verwunderte freilich noch mehr als sein Pfiff. Dabei, so Sedlacek, war mit Christian-Petru Ciochirca als VAR auch an dieser Position ein Mann mit guten Zeugnissen am Werk. "Er wird auch von der UEFA angefragt und bei Europa-League-Spielen oder Länderspielen als VAR eingesetzt. Er ist keiner, der es nicht kann", betonte der Vorsitzende der ÖFB-Schiedsrichterkommission gegenüber der APA - Austria Presse Agentur. Er sah eine Häufung von Patzern. Der Blick müsse nun nach vorne gehen: "Es nützt jetzt nichts, irgendwen zu bestrafen. Wir können nur schauen, was wir verbessern können."
Ein Kritikpunkt bleibt, dass die Hauptschiedsrichter im Fall einer "on-field review" einen kleinen Abzug in ihrer Gesamtnote erhalten. Dies ist von der FIFA so vorgegeben. "Die Note kann nicht besser werden, wenn man es im zweiten Versuch löst", sagte Sedlacek zum Prozedere. Beinbruch sei dies grundlegend keiner. Es gebe aber nach wie vor eine "Hemmschwelle", den Gang zum Schirm anzutreten. Diesbezüglich sei es wichtig, bei den Lehrgängen der Unparteiischen weiter darauf hinzuweisen, dass Fehler passieren können. Wichtiger sei, diese auch mit Hilfe der neuen Möglichkeiten auszubügeln.
VAR in Österreich im europäischen Durchschnitt
Dass der VAR prinzipiell das Leben der Schiedsrichter leichter macht, bewies die Partie zwischen dem WAC und Rapid (1:2) am Sonntag. Zwei Tore der Wiener wurden nach minutenlangem Videostudium auf mögliche Abseitsstellungen gegeben. Werden solche Entscheidungen durch die Technik erleichtert, bleiben jene bei strittigen Situationen im Strafraum oder Foulvergehen jedoch Ermessenssache. Grundlegend sah Sedlacek den Umgang mit dem VAR in Österreich vergleichsweise im europäischen Mittelmaß. "Wir liegen im Durchschnitt. Es gibt pro Runde eineinhalb, zwei Entscheidungen, die hinterfragt werden."
Eine oft geforderte Professionalisierung des Schiedsrichterwesens in Österreich sieht Sedlacek als schwieriges Unterfangen. Über 15 Schiedsrichter müssten ihrer Arbeit dann hauptamtlich nachgehen. Es bleibt die Frage, wer für die Gehälter aufkommen soll. "Sicher wünschen wir uns einen Profispielbetrieb. Aber ob das machbar ist, ist fraglich."