Nestor El Maestro wusste nicht, wie wenig Geld Sturm wirklich hat.
Nestor El Maestro hat bei Sturm Graz bereits die eine oder andere Überraschung erlebt. Dass sein neuer Club den Gürtel finanziell nämlich derart eng schnallt, hatte er zuvor nicht gewusst. Dabei würde der Trainer des Fußball-Bundesligisten noch gerne Verstärkungen auf drei Positionen begrüßen - doch das wird schwierig.
Die Zeiten, in denen man in der Mur-Stadt den Geldhahn beliebig aufdrehte, waren einmal. Der Blick auf das Budget ist nun ein strenger, allzu viel Spielraum für Transferaktivitäten gibt es nicht. Das Korsett ist für El Maestro überraschend eng. "Das wusste ich jetzt nicht so. Ich meine das aber nicht negativ. Es ist ein Zeichen dafür, wie seriös ein Verein geführt wird", sagte El Maestro zur APA - Austria Presse Agentur.
Andere Bedingungen
Bisher hat der 36-Jährige als Cheftrainer bei Spartak Trnava und ZSKA Sofia gearbeitet. Dort war die Geldfrage eine andere. "Es gab einen Privateigentümer, die Budgets waren schwebend, nach dem Motto: Wenn der Besitzer möchte, dann geht alles. Wenn er nicht möchte, dann geht gar nichts. Ein promintes Beispiel wäre etwa Chelsea."
Die Vorbereitung gab Aufschlüsse über den Kader. Drei Spieler - einen zentralen Mittelfeldspieler, Linksverteidiger und Stürmer - hätte er noch gerne. "Aber wir werden schwer neue Spieler auf allen drei Positionen präsentieren können." Man müsse sich nach Vertragslaufzeiten richten. "Wir können nach einer enttäuschenden Saison nicht die Hälfte der Spieler wegjagen, obwohl es der eine oder andere Fan oder Journalist gerne hätte."
Mit Rückkehrer Thorsten Röcher habe Sturm "Entscheider-Qualität" dazubekommen. "Und wir haben einige Spieler, die mehrere Positionen spielen können. Von daher ist es kein großes Desaster, wenn kein Mittelfeldspieler oder linker Verteidiger zu uns stößt. Das können wir schon kompensieren." Seit kurzem trainiert der 32-jährige Slowake Anton Sloboda bei den Grazern mit, heimisch im zentralen Mittelfeld. Erfolgszeiten in Trnava verbinden.
Neue Ziele mit Sturm
Nach einer Saison, in der Sturm mehr Spiele verloren als gewonnen hat, soll der Nachfolger des geschassten Roman Mählich den Club wieder in ruhigere Gewässer führen. Die großen Fragen weiß er vorerst zielsicher zu umschiffen. Saisonziele? "Es gibt keine in Blut geschriebene Zahl. Ist Platz vier nicht erfolgreich, durchschnittlich oder gar erfolgreich? Darüber gibt es verschiedene Meinungen." Europacup? "Das EL-Play-off wäre ein Traum, oder?" Dafür müsste sein Truppe zwei Runden überstehen. Grundsätzlich habe sich in Graz im vergangenen Jahrzehnt kaum etwas verändert. "Wir wissen alle, was eine erfolgreiche und eine durchschnittliche Saison bei Sturm bedeutet."
Auch darüber, welches Gesicht die Schwarz-Weißen in der am 26. Juli beginnenden Bundesliga-Saison zeigen sollen, blieb El Maestro beliebig. "Ich will gewinnen. Wenn es auch attraktiv ist, dann ist es ein Bonus." Fix ist für ihn nur: "Die Leute freuen sich, wenn Sturm gewinnt. Und sie leiden, wenn Sturm verliert. Ich glaube, wir können besser abschneiden als letzte Saison. Das ist jetzt vielleicht nicht besonders schwer, aber man darf nicht vergessen, es gibt zwei Großvereine, die dasselbe sagen werden."