Rapid war nach der Last-Minute-Pleite am Boden, trauert dem Remis hinterher.
Statt einem Befreiungsschlag der nächste heftige Nackenschlag: Für Rapid ist der Start in die Fußball-Europa-League nicht nach Wunsch verlaufen. Wie auch schon zuletzt beim 1:2 in der Bundesliga gegen die Admira gaben die Hütteldorfer auch am Donnerstag in der Gruppe-H-Auftaktpartie gegen KRC Genk erst im Finish Zählbares aus der Hand. Diesmal fiel der einzige Gegentreffer des nigerianischen Zwei-Meter-Stürmers Paul Onuachu im Allianz Stadion gar erst in der 92. Minute.
"Es ist klar, dass wir so kurz nach dem Spiel sehr enttäuscht sind. Ich denke, dass ein X gerechter gewesen wäre", analysierte Rapid-Trainer Dietmar Kühbauer. Das sahen auch die Spieler so. "Wir haben ein ziemlich gutes Spiel gemacht, waren bis zur 92. Minute richtig gut dabei und stehen jetzt mit null Punkten da. Das ist bitter", meinte Innenverteidiger Leo Greiml. Damit blieb auch Emanuel Aiwu bei seinem Debüt ein Erfolgserlebnis verwehrt. Kühbauer hatte den 20-Jährigen doch überraschend im defensiven Mittelfeld von Beginn an gebracht.
Effizient hat gefehlt
"Ich bin überglücklich, dass ich mein Debüt machen durfte, aber sehr enttäuscht, dass wir am Schluss nichts mitgenommen haben", sagte der Ex-Admiraner. Mit ein bisschen mehr Glück wäre Zählbares drinnen gewesen. "Uns hat ein bisschen die Effizienz gefehlt. Wenn wir vorne noch mutiger, konsequenter durchgehen, können wir die Partie auch gewinnen", schilderte der Defensivakteur seine Sicht. Nervosität war ihm keine anzumerken.
Die Wiener hatten vor der Pause keine Möglichkeit, während die Belgier durch Onuachu zweimal an die Führung heranrochen. "Wir waren da ängstlich und haben nicht die Ruhe im Spiel gehabt, die international nötig ist. Wir haben bei unseren Umschaltsituationen den Ball nicht genau genug gespielt", wusste Kühbauer. Nach einer Druckphase der Gäste nach Wiederbeginn entwickelte sich bis zur Nachspielzeit ein offener Schlagabtausch.
Siegestreffer in letzter Minute für Genk
"In der 2. Halbzeit war eine Mannschaft am Feld, wie sie ein Trainer gerne sieht. Wir waren in den Zweikämpfen drinnen, haben nach vorne gespielt", erläuterte der 50-Jährige. Auch unmittelbar vor dem Gegentreffer hatten die Wiener eine gute Umschaltsituation. "Dann kriegst du halt wieder eine in die Fresse und im Gegenzug fällt das 0:1, wo wir besser verteidigen können. Das ist sehr bitter und tut schon weh", betonte der Burgenländer. In internationalen Partien müsse eben alles passen. "Das war nicht der Fall."
Sehr verärgert war deshalb auch Goalie Paul Gartler, der als Ersatzmann für Richard Strebinger fehlerlos agierte: "Du kriegst in der 93. Minute so ein deppates Tor und verlierst 0:1. Du fährst einen Konter, verlierst den Ball und bekommst einen Gegenkonter. Das sollte in der Nachspielzeit nicht mehr passieren."
Späte Gegentore sind diese Saison kein Einzelfall. Admiras Stephan Zwierschitz hatte am Samstag in der 84. Minute getroffen. Zuvor war auch schon beim 1:2 in Famagusta (88.) sowie dem bitteren 1:2 in Altach (91. und zuvor 82.) das Finish für Rapid sehr schlecht verlaufen. "Gründe wird man immer finden, für uns ist es ärgerlich, dass es so passiert ist", sagte Kühbauer. Manchmal habe man solche Phasen einfach. "Das müssen wir schleunigst abstellen", fordert der Rapid-Coach.
Entscheidende Wochen für Rapid
Sein Team durchlebt eine schwierige Zeit, ist in der Liga nur Neunter und drei Pflichtspiele sieglos. "Dass wir noch nicht dort sind, wo wir letztes Jahr waren, muss man zugeben, aber wir arbeiten an uns", gab Kühbauer zu Protokoll. Die Aufgaben werden jedenfalls nicht leichter. Bereits am Sonntag müssen sich die Wiener beim Ligakrösus Salzburg versuchen, ehe das Cup-Duell bei der Admira und der nächste Ligaschlager gegen Sturm Graz warten, gefolgt vom internationalen Auftritt in London bei West Ham United.
"Unsere Niederlage wurde erst kurz vor Ende des Spiels besiegelt, jetzt kommt die beste Mannschart von Österreich. Da werden viele meinen, das wird eine ganz klare Sache", ist sich Kühbauer bewusst. Das Tor könnte neuerlich Gartler hüten, der die Marschroute vorgab: "Wir müssen die Köpfe raufkriegen und am Sonntag wieder alles reinhauen."
Am Sonntag ist auch Genk wieder im Einsatz - im Liga-Spiel bei St. Truiden. Zuletzt hatten Onuachu und Co. beim 1:1 gegen Union SG erst in der 95. Minute den Ausgleich kassiert. "Heute war es umgekehrt, wir haben spät das Tor geschossen. Das Glück ist ein Vogerl, so ist Fußball. Aus meiner Sicht ist der Sieg verdient", lautete das Resümee von Genk-Trainer John van den Brom.