Sturm Graz geht mit dem Rückenwind eines Derbysieges und doch einiger Unruhe im Verein ins letzte Heimspiel des Jahres. Gegen Arnautovic-Klub Roter Stern Belgrad benötigt es einen Sieg, um eine realistische Chance auf ein Weiterkommen in der Europa League zu wahren.
"Ich traue meiner Mannschaft alles zu", sagte Sturm-Trainer Jürgen Säumel vor der möglichen Österreich-Premiere von Marko Arnautovic. Der ÖFB-Rekordtorschütze schien mit einer Adduktorenverletzung eigentlich länger auszufallen, schaffte es aber früher wieder in den Kader von Crvena zvezda. Ein Kurzeinsatz am Donnerstag (18.45 Uhr/live ServusTV, Sky & im OE24-Liveticker) scheint möglich.
Arnautovic hat noch nie ein Pflichtspiel als Profi gegen eine österreichische Mannschaft bestritten. "Marko ist ein sehr guter Spieler, Rekordtorschütze des österreichischen Nationalteams. Über seine Verdienste und Erfolge braucht man nicht viel sagen", betonte Säumel, der Arnautovic als ehemaliger Mitspieler im ÖFB-Team sowie als ÖFB-Assistent von Franco Foda bestens kennt. "Ich würde mich freuen, wenn ich ihn morgen sehe, weil ich ihn auch als Menschen sehr schätze."
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Mit einem weiteren Sieg will der angezählte Sturm-Trainer seine Rolle festigen. Ob bei Sturm nach dem Jahresabschluss bei der Wiener Austria jedoch Weihnachtsruhe einkehrt, ist fraglich. Das Verhältnis zwischen dem Trainer und Sportchef Michael Parensen ist belastet. Säumel war am Mittwoch wieder bemüht, den Fokus auf das Sportliche zu lenken. Er wolle dieselben Qualitäten wie gegen den GAK sehen, auch wenn nun ein "schwierigerer Gegner" warte. "Aggressives Attackieren, eine geschlossene Mannschaftsleistung, mutige Entscheidungen, ein Kollektiv am Platz, das zusammenhält, das gefährlich ist bei Standardsituationen", zählte er auf.
Sturm hat Verletzungssorgen
"Wir wollen zuhause wieder siegen. Es wird eine schwierige Aufgabe, wir konnten viel Selbstvertrauen mitnehmen aus dem GAK-Spiel", sagte Jon Gorenc Stankovic. Filip Rozga dürfte erkrankt fehlen. Einige andere, wie Jeyland Mitchell, sind angeschlagen. Selbst bei Otar Kiteishvili wollte sich Säumel auf einen Startelfeinsatz nicht festlegen. Mit Verteidiger Dimitri Lavalee und Stürmer Leon Grgic kamen jüngst zwei wichtige Akteure auf die Langzeit-Ausfallliste. Für beide ist die Saison mit schweren Knieverletzungen bereits vorbei.
Durchaus kurios: Obwohl Sturm mit sieben von 24 Punkten in der Bundesliga zuhause schwächelt, kann im Europacup aus guten Gründen die Heimbilanz bemüht werden. Unter Säumel wurden vier der fünf Spiele gewonnen, darunter zwei in der Champions League. Auch heuer fuhr Sturm alle vier Punkte in der Europa League - ein 2:1 gegen Glasgow Rangers und ein 0:0 gegen Nottingham Forest - in Graz ein.
Angesprochen auf Punkteverluste nach der Pause - das Torverhältnis in den fünf Europa-League-Partien beträgt in den zweiten 45 Minuten 0:5 - sagte Säumel: "Vielleicht frage ich den Schiedsrichter morgen, ob er zur Halbzeit abpfeifen kann. Darüber habe ich mir wenige Gedanken gemacht. Meine Mannschaft wird über 90 Minuten alles geben."
Graz rüstet sich für Hochrisikospiel
Roter Stern ist in Serbiens Liga aktuell Zweiter, zwei Punkte hinter Erzrivale Partizan. International wurde die Champions League gegen Pafos verpasst. In der Europa League hellte sich die Aussicht zuletzt dank zweier 1:0-Siege gegen Lille und FCSB aus Bukarest auf. Sieben Punkte - hinzu kommt ein Heim-1:1 gegen den Sturm-Gegner Celtic (Sturm unterlag auswärts 1:2) - bedeuten Platz 22. Mit einem Sieg gegen die Steirer stünden die Zeichen klar auf Aufstieg.
In Graz rüstet man sich für ein Hochrisikospiel, das die übliche Mann- und Fraustärke der Polizei bei Bundesligaspielen übersteigt. Obwohl zwischenzeitlich mit einer Sektorsperre nach Verfehlungen des bereits auf Bewährung agierenden Anhangs gerechnet wurde, dürfen nun rund 1.400 serbische Fans ins Stadion. Einige mehr sollen ihr Kommen angesagt haben. Mit dem letzten Österreich-Gastspiel verbinden die als fanatisch geltenden Fans beste Erinnerungen: Im August 2018 holte Roter Stern in Salzburg ein 0:2 auf und verlängerte damit den "Champions-League-Fluch" der Bullen. Nach dem Schlusspfiff stürmten einige Anhänger vor Freude den Platz in Wals-Siezenheim.