RB-Kampfansage

"Wir waren noch nie so gut!"

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Teamchef Horner gibt zugleich Warnung aus, will Konkurrenz nicht unterschätzen.

Er steht für Konstanz beim Weltmeister . Seit fast sieben Jahren leitet Christian Horner das Formel-1-Team von Red Bull . Der 37-jährige Engländer ist ein Mann der ersten Stunde, der am Aufbau des derzeit überlegenen Rennstalls in der Königsklasse entscheidend mitgewirkt hat. Im Interview sprach der Teamchef in Istanbul über den "Wochenendsport" Formel 1, fehlende Kontinuität in anderen Sparten und den großen Dirigenten seines technischen Orchesters.

Frage: Red Bull fährt erneut auf den WM-Titel zu. Ist das Auto vielleicht sogar noch besser als im Vorjahr?
Horner: "Der RB7 hat ein fantastisches Debüt gegeben. Wir waren noch nie so früh in einer Saison so gut. Wir haben einen großartigen Start hingelegt. Drei von vier Rennen gewonnen zu haben, die Fahrer-WM und die Konstrukteurs-WM anzuführen, ist ein phänomenaler Start. Wir wollen darauf aufbauen, werden unsere Gegner aber nicht unterschätzen. Ferrari, McLaren und Mercedes - diese großen Teams zu unterschätzen wäre dumm."

Frage: Sie sind seit dem Einstieg von Red Bull in die Formel 1 dabei. Können Sie es sich vorstellen, woanders zu arbeiten?
Horner: "Nein, ich bin sehr glücklich. Ich bin vom Anfang an dabei, seit sich Dietrich (Mateschitz) Ende 2004 hingesetzt hat und seine Vision von der Formel 1 erklärt hat. Er hat mir eine Chance gegeben und ich hoffe, dass ich die Erwartungen erfüllt habe."

Frage: In anderen Sparten ist die Kontinuität auf dem Personalsektor bei Red Bull nicht so selbstverständlich. Sehen Sie das als Anerkennung für Ihre Arbeit?
Horner: "Ich habe nicht viel Zeit, die anderen Sportarten genau zu verfolgen. Aber die Formel 1 ist ein ziemlich einzigartiges Geschäft. Stabilität ist ungeheuer wichtig und einer der Schlüssel, warum wir all diese Erfolge einfahren. Auch in Zeiten, die härter waren, hat Dietrich nie sein Vertrauen verloren."

Frage: Kann die Arbeit in der Formel 1 - im Gegensatz zu anderen Sportarten - nur langfristig gemessen werden?
Horner: "Es ist schwierig, Vergleiche zu ziehen, weil die Formel 1 ein so komplexer Sport mit so vielen Elementen ist. Vieles passiert hinter den Kulissen. Von Montag bis Freitag ist es Business, am Samstag und am Sonntag Sport. Das Geschäft und die damit verbundenen Arbeitsplätze sind darauf angewiesen, dass das System funktioniert."

Frage: Sie führen seit mehr als sechs Jahren erfolgreich ein Team, sind aber erst 37. Fühlen Sie sich wie ...
Horner: "50?"

Frage: Sind Sie bereits ein Routinier auf dem schwierigen, von Politik geprägten Parkett der Formel 1?
Horner: "Ich habe immer versucht, konsequent zu arbeiten – vom ersten Rennen an. Meine Erfahrung ist gewachsen, aber mein Zugang war immer auf Konstanz aufgebaut."

Frage: Konstanz soll auch in der Formel 1 gewahrt werden. Wie denken Sie über das mögliche Übernahmeangebot für die Serie?
Horner: "Für uns ist der Sport das Wichtigste - was auch immer passiert, er darf nicht kompromittiert werden. Die Formel 1 ist im Moment ein tolles Spektakel, die TV-Zahlen sind besser als jemals zuvor. Die Formel 1 ist gesund. Für uns als Team ist es wichtig, dass das Reglement stabil ist und die Kosten nicht ausufern."

Frage: Wie werden die Teams auf das Angebot reagieren?
Horner: "Es hängt nicht von den Teams ab. Die haben entschieden, an der WM teilzunehmen. Der Sport gehört CVC und wird von Berne Ecclestone geleitet. Die verstehen mehr vom Geschäft als die Teams. Die verstehen etwas von Rennsport. Es wäre sehr gefährlich, würden die Teams den Sport leiten. Das würde zu einem Interessenskonflikt führen. Zwölf Teams, die die Formel 1 führen - ich kann mir nicht vorstellen, dass das funktioniert."

Frage: Wie sehr hängt Ihre eigene Position an jener Ihres Technikchefs Adrian Newey?
Horner: "Adrian ist ein guter Freund und ein sehr wichtiger Teil von dem, was wir hier tun. Es geht aber nicht um ein oder zwei Leute, sondern um die 500, die im Team arbeiten. Adrian ist der Dirigent unseres technischen Orchesters. Er macht einen fantastischen Job, aber wir haben so viele andere, nicht im Rampenlicht stehende Helden. Es ist wie in einem Fußball-Team. Wer ist der beste Stürmer der Welt? Vielleicht Wayne Rooney. Wenn man kein gutes Mittelfeld, keine Verteidigung, keinen Torhüter, keinen Trainer und keine Physiotherapeuten hat, dann ist das nicht genug."

Frage: Ist es eine besondere Motivation für die Mitarbeiter, für einen derart renommierten Dirigenten tätig zu sein?
Horner: "Sie können sehr viel von ihm lernen. Sie lieben es, für ihn zu arbeiten, vor allem die Jungen. Wir haben sehr viele Uni-Abgänger und viele junge Leute in der Firma, die sehr von der Arbeit mit Adrian Newey profitieren."

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