Ganz gleich, ob im Nationalteam, auf Club-Ebene, im Nachwuchs oder in der körperlosen Flag-Variante - Österreich ist im American Football die führende Kraft in Europa.
Das haben der EM-Titel auf Elite-Ebene im Vorjahr, U20-WM-Bronze sowie WM-Silber für die heimischen Flag-Männer in diesem Sommer gezeigt. Und das dokumentiert auch der anhaltende Erfolg der Vienna Vikings in der European League of Football (ELF), die Wiener stehen wie 2022 im Finale.
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Im Vereinsbereich gehören die Vikings und die Raiders Tirol seit einem Vierteljahrhundert zum Besten, was der Kontinent zu bieten hat. Beide verfügen über eine Football-Akademie - aus der Wiener Schule stammt unter anderem Österreichs NFL-Aushängeschild Bernhard Raimann -, beide Clubs sind in der ELF (früher in der Eurobowl) eine Fixgröße. Die Wikinger gewannen 2022 bei ihrem Liga-Debüt gleich den ELF-Titel. Im Vorjahr kamen die Wiener bis ins Halbfinale, nun könnte nach dem spektakulären 47:31-Semifinalerfolg über die Paris Musketeers wieder der Titel folgen.
Einzigartige Bilanz von 34:2-Siegen
Im Grunddurchgang der letzten drei Jahre kann Headcoach Chris Calaycay auf eine einzigartige Bilanz von 34:2-Siegen verweisen. Obwohl es auch heuer verletzungsbedingt Rückschläge gegeben hat, ist eine "perfect season", also ein Jahr ohne Niederlagen möglich. "Man geht durch viele Phasen. Am Anfang hatten wir viele Verletzte in der Offense. Unsere Defense hat uns da getragen. Später hatten wir Verletzungen in der Verteidigung, da hat die Offense übernommen. Wir haben die Reise zusammen begonnen und kommen nun langsam zum Ende. Das alles hat uns zu einem stärkeren Team gemacht", erklärte Calaycay.
Der auf Hawaii geborene Trainerfuchs kam vor 25 Jahren nach Wien und spielte Quarterback bei den Wikingern. Seit 2004 coacht er bei den Violetten. "Es ist eine Reise für American Football. Das ist immer größer geworden", so Calaycay, der bis zum EM-Titel im Vorjahr auch Teil des rot-weiß-roten Nationalteams war. Österreich habe einen Superruf im Football, weiß der 48-Jährige. "Wir müssen mitwachsen - Fans, Sponsoren, Investoren, Ticketverkäufer, Sportler. Wir wollen immer das Topteam in Europa sein, aber es ist ein harter Weg."
Das wird hierzulande richtig gemacht
Was hierzulande richtig gemacht wird? "Coaching und der Nachwuchs in den Vereinen. Ich coache hier in Wien Spieler, die kenne ich seit sie zwölf Jahre alt sind. Das Coaching-Staff kenne ich auch seit vielen Jahren, Max Sommer zum Beispiel." Sommer ist Nationalteamchef sowie Offensive Coordinator bei den Vikings.
Ähnlich sieht das der heimische Verband AFBÖ. "Durch frühzeitigen Fokus auf eine gediegene Ausbildung des Nachwuchs und von Coaches und durch überwältigendes Engagement aller Beteiligten ist es gelungen, Österreich als eine der Top-Nationen Europas und auch weltweit zu etablieren", sagte AFBÖ-Präsident Michael Eschlböck. Er hob zudem das Teamwork aller Involvierten hervor. "Dass alle am gleichen Strang ziehen, ist die Grundlage des gegenwärtigen Erfolges."
Football gehört momentan zu den am schnellsten wachsenden Sportarten in Österreich. "Wir sind der 'hottest shit' in der Stadt", ist Vikings-Co-Eigentümer Robin Lumsden überzeugt. Dass Flag Football in vier Jahren bei den Sommerspielen olympisch ist, wird den Hype um das rotierende "Eierlaberl" weiter anheizen.
Tackle-Football für Vereine ein Kraftakt
Finanziell ist allerdings gerade Tackle-Football mit den großen Kadern für die Vereine ein Kraftakt. "Uns geht es gut. Dennoch sind es Herausforderungen. Man muss sich oft fragen, ob es sich rechnet. Man braucht viele Sponsoren für eine Mehrjahresplanung. Sind wir profitabel? Nein. Ich will aber nicht raunzen. Es geht in die richtige Richtung, die Vikings als Marke werden immer wertvoller", meinte Lumsden.
Dass auch die Raiders, die heuer nur knapp die ELF-Play-offs verpasst hatten, eine attraktive Football-Franchise sind, sieht man an ihrem Cheftrainer. Jim Herrmann verlängerte gerade seinen Vertrag bei den Innsbruckern um zwei Jahre. Der 63-Jährige war 13 Jahre lang Coach in der NFL und gewann 2012 mit den New York Giants die Super Bowl. "Jim ist genau der richtige Mann für unsere Ziele", erklärte Tirols General Manager Ulz Däuber. Und diese sind wie überall in Österreich ganz hoch gesteckt.