"Du wirst fehlen"

Muster analysiert Andre Agassi

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Thomas Muster (38) kennt Andre Agassi (36) seit 1986. Von neun Duellen hat der Steirer immerhn vier gewonnen. Im Februar 1996 löste er den US-Star sogar kurz als Nr. 1 der Welt ab. Für ÖSTERREICH analysiert Muster das Phänomen Agassi.

"Unglaublich, dass sich der Bursche noch so lange an der Spitze gehalten hat. Die Beziehung zu Steffi Graf hat seine Karriere sicher prolongiert – sie hat Andre immer unterstützt. High-Life-Lady Brooke Shields hätte dafür sicher kein Verständnis gehabt.

Respekt. Andre ist der Spieler, den ich am meisten respektiere. Seine Wandlung ist einmalig. Vom Paradiesvogel der Bollettieri-Academy zum Society-Man und jetzt zum seriösen Familienmenschen. Seine Entscheidung, den Rücktritt so kurzfristig anzukündigen, war das Beste, was er machen konnte. Ein Abschied nach so langer Zeit ist ein Riesenschritt. Eine Entscheidung, die oft Jahre braucht. Wenn du dich durchgerungen hast, kannst du den Abgang besser genießen, wenn man nicht bei jedem Turnier einen Riesen-Blumenstrauß in die Hand gedrückt bekommt. Die große Party wünschen sich doch nur die Fans.

Ich weiß, wovon ich rede: Auch ich wollte damals mit mir allein sein. Es war niemand dabei, als ich angefangen habe, da brauch ich auch niemanden, wenn ich abtrete. Dazu kommt, dass du dir selbst riesigen Druck machst. Du willst ja noch einmal dein bestes Tennis zeigen.

Offensichtlich zwingen Andre gesundheitliche Gründe zum Abschied. Sein Geist ist willig, aber körperlich ist er am Sand. Doch er kämpft noch einmal bis zum Umfallen. Genau das zeichnet ihn aus. Einem Mann wie Agassi vorzuwerfen, er hätte früher zurücktreten sollen, ist eine Chuzpe. Bei dem, was er erreicht hat, gibt es keinen unwürdigen Abschied. Goodbye Andre, du wirst dem Sport fehlen!"

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