Riesenüberraschung in Melbourne: Maria Scharapowa hängt Weltranglisten-Erster Justine Henin einen "Nuller" an.
Während in Melbourne bei den Herren das Turnier ohne gröbere Überraschungen seinen Lauf nimmt, hat es bei den Damen im Viertelfinale gleich zwei der ganz großen Favoritinnen erwischt. Zunächst verabschiedete sich Titelverteidigern Serena Williams. Die Amerikanerin musste sich der Serbin Jelena Jankovic ganz glatt in zwei Sätzen geschlagen geben.
Noch dicker kam es danach für Justin Henin. Die Weltranglisten-Erste ging gegen Maria Scharapowa sang- und klanglos unter. Die 20-jährige Russin gewann in nur 98 Minuten mit 6:4,6:0 gegen die Australian-Open-Siegerin von 2004 und steht zum vierten Mal in Folge in Melbourne im Halbfinale. Dort trifft die zweifache Grand-Slam-Siegerin auf die serbische Paszek-Bezwingerin Jelena Jankovic.
"Fantastisch"
"Es ist fantastisch, wenn du auf
dem Court stehst und spürst, dass du praktisch immer das Richtige tust. Ich
war heute irgendwie in meiner eigenen Welt", sagte Scharapowa.
Tatsächlich hatte die 1,67 Meter große Henin mit ihrem variablen und
trickreichen Spiel im ersten Abendmatch auf dem Center Court keine Chance
gegen das druckvolle Power-Tennis der 1,88 Meter großen Scharapowa.
Henins Siegesserie gerissen
Die glamouröse Russin, zuvor in
sechs von acht Matches gegen Henin Verliererin, spielte teilweise Katz und
Maus mit der zuvor in 32 Matches unbesiegten Wallonin und fügte Henin die
erste Niederlage seit dem Halbfinal-Aus in Wimbledon im Juli 2007 zu. "Sie
hat alles besser gemacht als ich. Es war heute ihr Tag und wahrscheinlich
ist es auch ihr Turnier", sagte die 25-jährige Henin nach der
Demontage.
Duell der Freundinnen
Gegen Jankovic hat Scharapowa drei von
bisher vier Begegnungen gewonnen. "Wir sind ja praktisch gemeinsam
aufgewachsen, haben an derselben Akademie trainiert. Deshalb ist das jetzt
ein bisschen komisch. Wir haben beide immer davon geträumt, einmal in einem
Grand-Slam-Semifinale gegeneinander zu spielen", sagte Scharapowa.
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Überzeugend
Der als Nummer zwei gereihte Spanier Rafael
Nadal fixierte sein bisher bestes Melbourne-Abschneiden mit einem
überzeugenden 7:5,6:3,6:1-Erfolg gegen den Finnen Jarkko Nieminen (Nr. 24).
Noch nie zuvor war der Iberer bei einem Hartplatz-Grand-Slam in die
Vorschlussrunde eingezogen. Nun geht es für ihn um sein siebentes
Major-Finale, entweder gegen den ungesetzten Franzosen Jo-Wilfried Tsonga
oder den Russen Michail Juschnij (Nr. 14).
"Wenn ich auch noch das Finale erreichen sollte", erklärte Nadal nach der 2:19-Stunden-Partie, "wird es für mich wie ein Traum sein." Der 21-Jährige gab im Turnierverlauf noch keinen Satz ab, hatte allerdings in Satz eins wie schon zweimal in der vergangenen Woche Satzbälle abzuwehren. Nieminen trauerte der vergebenen Chancen nach: "Es ist gegen jeden hart, zurückzukommen. Aber gegen ihn musst du dafür noch mehr harte Bälle schlagen."
Tsonga im Halbfinale
Eine kleine Überraschung gab es in der
Partie zwischen dem ungesetzten Sensationsmann Jo-Wilfried Tsonga aus
Fanrkeich und dem an Nr. 14 gesetzten Russen Michail Juschnij. Der
französische Shooting-Star schoss den Favoriten mit 7:5, 6:0, 7:6(6) vom
Platz und trifft nun im Halbfinale auf Nadal.
Serena out
Serena Williams war gegen Jankovic durch eine
Zehenverletzung leicht behindert, ließ das aber nicht als Ausrede gelten: "Es
hat mich verrückt germacht, wie ich heute gespielt habe. Jelena hat aber
großes Tennis gespielt und sich den Sieg verdient", sagte die
dreifache Australien-Siegerin (2003, 2005, 2007). Im zweiten Satz wäre
Williams beinahe noch die Wende gelungen, doch sie vergab bei eigenem
Service zwei Spielbälle zum 5:5-Ausgleich. Jankovic gewann in einer
Spielzeit von 99 Minuten und revanchierte sich damit für die vorjährige
Achtelfinal-Niederlage.
"Ich bin wie ein wundes Tier", bezog sich die 22-jährige Serbin auf mehrere kleine Wehwechen. So auch auf eine Oberschenkelzerrung, deretwegen sie sogar eine Auszeit nehmen musste. "Aber ich gebe nie auf, das hat mich ins Halbfinale gebracht", erklärte Jankovic, die schon beim sensationellen Auftaktmatch gegen die 17-jährige Österreicherin Paszek großen Kampfgeist beweisen hatte." In ihrem ersten Australien-Halbfinale trifft Jankovic auf Justine Henin oder Maria Scharapowa.
Auch Serena Williams ist als Kämpferin bekannt, doch diesmal ließen ihre Schläge, ihr Service und ihre Taktik zu wünschen übrig. Serena schied danach zudem mit ihrer Schwester Venus auch im Doppel-Viertelfinale aus, das Duo unterlag den Chinesinnen Yan Zi/Zheng Jie 6:3,4:6,2:6.
Hofmanova bei Juniorinnen out
Für die im Juniorinnen-Bewerb als
Nummer drei gesetzt gewesene Österreicherin Nikola Hofmanova ist schon in
der zweiten Einzel-Runde das Aus gekommen. Gegen die ungesetzte Japanerin
Misaki Doi verlor die Burgenländerin 4:6,6:1,7:9. Aber immerhin steht die
ÖTV-Hoffnung im Doppel im Viertelfinale, nachdem sie mit ihrer australischen
Partnerin Tyra Calderwood die Australierinnen Tammi Patterson/Olivia Rich
6:1,6:1 bezwungen hat.
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Herren - Viertelfinale
Rafael Nadal (ESP-2) - Jarkko Nieminen
(FIN-24) 7:5,6:3,6:1
Jo-Wilfried Tsonga (FRA) - Michail Juschnij
(RUS-14) 7:5,6:0,7:6(6)
Damen - Viertelfinale
Jelena Jankovic (SRB-3) - Serena Williams
(USA-7/TV) 6:3,6:4
Maria Scharapowa (RUS-5) - Justine Henin (BEL-1)
6:4,6:0