Tennis-Ass plant in Wimbledon nächsten Coup

Nach French-Open-Wunder: Sebastian Ofner wechselt jetzt auf Gras

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Am 23. Mai ist Sebastian Ofner mit der ersten Runde in die Qualifikation der French Open eingestiegen. Hätte ihm da jemand gesagt, dass er erst zwei Wochen später Paris verlassen wird, er hätte es nicht geglaubt.

Nach der doch glatten Achtelfinal-Niederlage gegen Stefanos Tsitsipas gab es daher trotzdem genug Gründe, zufrieden auf seine sieben Matches zurückzuschauen. Ofner nimmt 180 ATP-Zähler, 240.000 Euro brutto und den erstmaligen Vorstoß in die Top 100 mit.

"Es war trotzdem eine unglaubliche Reise. Achtelfinale bei einem Grand-Slam-Turnier, hätte ich mir besser nicht vorstellen können", freute sich Ofner über seinen Lauf, der ihn zumindest einmal im Live-Ranking um 38 Positionen auf Platz 80 katapultiert hat. "Die zwei Wochen da in Paris waren unbeschreiblich. Allein, dass ich mich wieder qualifiziert habe, dass war eigentlich das Ziel. Dass es dann so zustande kommt, dass ich drei Matches auf einem Superniveau spiele im Hauptbewerb und dann in der zweiten Woche bin, hätte ich mir nie erträumen lassen."

Für das nächste Grand-Slam-Turnier in Wimbledon, wo er 2017 ebenfalls als Qualifikant und noch überraschender als in Paris bis in die dritte Runde vorgestoßen war, muss Ofner wieder in die Qualifikation. Denn Roland Garros und der Rasenklassiker liegen zeitlich zu nahe beisammen, damit der Vorstoß um Rang 80 noch honoriert werden kann. Sechs Wochen vor dem Turnier ist der "cut", also die Weltranglisten-Deadline für die Nennliste. Damit hat nur Dominic Thiem einen Platz im Hauptbewerb in London sicher.

Nach Pause gibt »Ofi« auf Gras Gas

Bei den US Open und wahrscheinlich auch bei den Australian Open 2024 wird Ofner aber nicht mehr in die Qualifikation müssen. Denn die fetten Punkte nicht nur von Paris, sondern u.a. auch von vier Challenger-Finali in diesem Jahr (gesamt 210 Punkte) bleiben ihm noch länger stehen. Zudem hat Ofner aus dem Vorjahr wenig zu verteidigen.

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Er gönnt sich nun eine zweiwöchige Pause, lässt den eigentlich geplanten Challenger kommende Woche in Bratislava sausen. Beim Rasen-Challenger in Ilkley (GBR/ab 18.6.) kehrt er noch einmal auf die Challenger-Tour zurück. Doch dieses Level kann er danach dann für einige Zeit verlassen.

"Danach, je nachdem wie es in Wimbledon läuft, und ich dann das Ranking habe, werde ich jede Woche ATP-Turniere spielen." Gstaad oder Baastad, Hamburg oder Umag. Plötzlich hat Ofner die Qual der Wahl. "Dann ist eh schon Kitzbühel. Danach gehe ich eventuell nach Amerika, vielleicht probiere ich die Masters in Kanada und Cincinnati." Völlig neue Destinationen, mit denen Ofner um sich wirft: "Es ist noch komplett ungewohnt", sagte er lachend.

Top 50 als Ziel

Was ihm noch fehlt? "Ich glaube, wenn ich so spiele wie da, dass ich gegen viele Spieler gewinnen kann. Natürlich schaue ich, dass ich mich weiterhin verbessere." Konkret meint er das Percentage beim ersten Aufschlag, den ersten Ball nach dem Aufschlag und generell Stabilität. "Mein Ziel ist, mich heuer noch so gut wie möglich zu verbessern." Und da sind für ihn auch die Top 50 keine Utopie. "Wenn ich gut spiele, glaube ich mittlerweile schon, dass ich ein Niveau bei den Top 50 habe. Das traue ich mir jetzt auf alle Fälle zu."

Je weiter es nach oben geht, desto schwieriger wird es. "Meine Vorhand ist schon auf gutem Level, aber es ist definitiv noch einiges drinnen." Die Top Ten werden nicht sein Ziel sein, meinte er scherzend. "Aber die Top 50 und mich vielleicht dort halten." Das könnte durchaus noch 2023 passieren. "Ich habe wenig zu verteidigen. Es kann schon sein, dass ich mich vorspiele. Und dann wird nächstes Jahr interessant, dann kommt es drauf an, das Woche für Woche stabil abzurufen."

Paris 2023 soll freilich nicht der Höhepunkt seiner Karriere bleiben. "Wenn das so wäre, könnte ich ja meine Karriere jetzt beenden", meinte er lachend. Der Aufstieg in die ATP-Tour dank des Rankings bringe aber eine Steigerung mit sich. "Ich glaube auch, wenn man auf dem Level über Wochen, Monate spielt, dass man sich automatisch verbessert." Nun will Ofner aber einmal den Erfolg verdauen und sich zurückerinnern an eine tolle Zeit im Frühling von Paris. Danach wird sich sein Tennis-Leben doch einschneidend ändern. "Auf alle Fälle, ich bin dann das erste Mal in meiner Karriere ein bisserl weg von den Challengern. Ich werde bei den US Open und auch in Australien im Hauptbewerb aufschlagen, das ist finanziell ganz was Anderes."

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