Der Salzburger holt für ÖSV-Kombinierer erste Medaille bei der WM.
Bernhard Gruber hat sich einmal mehr als Mann für besondere Anlässe erwiesen. Der 32-jährige Salzburger eroberte am Donnerstag in Falun als erster Österreicher Einzel-WM-Gold in der Nordischen Kombination. Es war nach zweimal Bronze die erste Goldmedaille für den ÖSV bei den 50. Titelkämpfen und der erste Titel überhaupt bei der schon vierten Auflage von Weltmeisterschaften in Falun.
Beim für den ÖSV historischen Titelgewinn setzte sich Gruber als bester Springer nach dem 10-km-Langlauf 11,9 Sekunden vor dem Franzosen Francois Braud und 14,9 vor dem deutschen Normalschanzen-Weltmeister Johannes Rydzek durch. "Ich kann es noch gar nicht glauben, es ist so schön. Da kommen Emotionen hoch, ich habe Ganslhaut und mir ist heiß", meinte Gruber freudetrunken im Ziel.
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Gold-Grundlage im Springen
Mit einem 133-m-Flug, seinem besten Sprung bei der WM, hatte sich Gruber in die Poleposition für den Langlauf gehievt. Gemeinsam mit den Franzosen Braud und Jason Lamy Chappuis skatete er 30 Sekunden vor der großen Verfolgergruppe mit Magnus Moan (NOR), Bryan Flletcher (USA) und Rydzek an der Spitze.
Langlaufrennen kontrolliert
"Ich hatte ein lässiges Gefühl und habe beim Start gemerkt, dass ich ein Eisen unter den Füßen habe", sagte Gruber, der sich meist hinter den zwei Tricolore-Athleten hielt. Die Verfolger kamen nie näher als rund 20 Sekunden heran und als Lamy Chappuis, der Olympiasieger von 2010, nach rund 8,5 km abriss, kam der große Auftritt des Pongauers.
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Schlussattacke war geplant
"Ich habe gewusst, dass ich am letzten Hügel schnell bin", erklärte Gruber. Er attackierte wie schon auf dem Weg zu WM-Silber 2013 rund 1,4 km vor dem Ziel im letzten Anstieg, Braud vermochte nicht zu folgen. "Das ist mir heute wieder voll aufgegangen. Ich habe alles herausgelassen, was ich mir das ganze Jahr über erarbeitet habe. Ich habe hart darauf hingearbeitet. Es war brutal schwierig", meinte Gruber, der in der dreijährigen Zusammenarbeit mit Thomas Baumann in der Loipe enorm an Schlagkraft gewonnen hat..
Gruber war 2011 in Oslo bereits Mitglied des zweifach vergoldeten österreichischen Teams gewesen, nun schaffte er auch im Einzel den Sprung auf die oberste Stufe des Podests. Dem Gasteiner gelang, was großen Vorkämpfern wie Klaus Sulzenbacher, Felix Gottwald und Mario Stecher (jeweils WM-Silber) vorenthalten geblieben war.
Endlich Gold für ÖSV
Vor den Augen seiner Partnerin Margret und von dem ebenfalls am Vortag angereisten ÖSV-Präsidenten Peter Schröcksnadel erlebte Gruber die bisher schönsten Momente seiner Karriere. Und nahm bei der viertletzten Medaillenchance der Titelkämpfe viel Druck vom rot-weiß-roten Team.
Kombinierer zwischen "Genie und Wahnsinn"
Großereignisse haben es dem Gewinner von bisher fünf Weltcupbewerben angetan. Die Goldene von Falun war schon seine insgesamt fünfte WM-Medaille (3-2-0), dreimal schaffte er es alleine in die Medaillenränge. Olympia-Bronze 2010 und WM-Silber 2013 ließ Gruber nun erneut von der Großschanze WM-Gold in Falun folgen.
"Bernhard ist oft zwischen Genie und Wahnsinn, heute war er das Genie", meinte Cheftrainer Christoph Eugen und hatte wie Gruber nach dem Erklingen der Hymne bei der Blumen-Zeremonie im Ziel feuchte Augen.
Für die übrigen Österreicher waren Spitzenplätze schon nach dem Springen außer Reichweite. Sepp Schneider erreichte bei seinem Einzel-WM-Deüt den 13. Platz (+36,9). Christoph Bieler, der durch verpatzte Landung im Springen (129,5 m) wertvolle Zeit herschenkte, belegte den 19. Platz (59,3) knapp vor Lukas Klapfer (21./+1:25,3).
Endstand
1. Bernhard Gruber (AUT) 22:45,8 Min. (1. Springen/15. Langlauf)
2. Francois Braud (FRA) +11,9 Sek. (3./16.)
3. Johannes Rydzek (GER) 14,9 (17./3.)
4. Magnus Moan (NOR) 15,1 (14./4.)
5. Bryan Fletcher (USA) 23,4 (13./8.)
6. Jason Lamy Chappuis (FRA) 27,0 (2./23.)
7. Akito Watabe (JPN) 30,3 (9./14.)
8. Sebastien Lacroix (FRA) 30,9 (19/7.)
9. Tino Edelmann (GER) 31,5 (10./12.)
10. nach Fotofinish Eric Frenzel (GER) 31,5 (6./17.)
13. Sepp Schneider (AUT) 36,9 (23./5.)
19. Christoph Bieler (AUT) 59,3 (8./27.)
21. Lukas Klapfer (AUT) 1:25,3 (24./21.)
Die Reaktionen zum Triumph
Bernhard Gruber (Goldmedaillen-Gewinner): "Ich kann es noch gar nicht glauben, es ist so schön. Da kommen Emotionen hoch, ich habe Ganslhaut und mir ist heiß. Bei der Siegerehrung sind definitiv Tränen geflossen. Das ist schon eine besondere Ehre (als erster Österreicher Einzel-Gold zu holen, Anm.). Ich habe mir das vorher gar nicht in den Mund zu nehmen getraut. Ich hatte heute ein lässiges Gefühl. Mir ist es körperlich sehr gut gegangen. Beim Start habe ich gemerkt, dass ich ein Eisen unter den Füßen habe, dachte 'nur nicht zu schnell angehen und mit den Franzosen zusammenarbeiten'. Ich habe gewusst, dass ich am letzten Hügel schnell bin. Das ist mir heute wieder voll aufgegangen. Ich habe alles herausgelassen, was ich das ganze Jahr über erarbeitet habe. Ich habe hart darauf hingearbeitet. Es war brutal schwierig."
Christoph Eugen (ÖSV-Cheftrainer): "Das war heute ein super Tag. Ich habe es in der dritten Runde erahnt, als ich gemerkt habe, dass die Gruppe hinten taktiert. Bernie ist heute super gelaufen, ist diszipliniert hinten geblieben. Er hat gewusst, er hat Reserven. Wie er das Stück (am Schluss) rauf ist, das war schon einzigartig. Heute hat er die Bernie-Bombe gezündet. Natürlich ist er oft Genie und Wahnsinn, heute war er Genie."
Christoph Bieler (19.): "Das Anfangstempo mit den guten Läufern war sehr hoch, nach dem Sprungergebnis habe ich gewusst, dass es schwer wird. Mit der Laufleistung war ich aber zufrieden."
Lukas Klapfer (21.): "Ich glaube, von der Position (24. nach dem Sprung, Anm.) kann man nur alles oder nichts laufen. Nach zwei Runden habe ich gesehen, dass es nicht geht, dann war das Rennen gelaufen. Das ist ein Wahnsinn, dass Österreich zum ersten Mal Weltmeister ist. Bernie hat sich das absolut verdient, er ist auf der Normalschanze so unter seinem Wert geschlagen worden."
Peter Schröcksnadel (ÖSV-Präsident): "Das ist historisch, wir hatten noch nie einen Weltmeister. Das freut uns im Hinblick auf Seefeld sehr, weil der ganze Sport einen zusätzlichen Aufwärtstrend bekommen kann. Gut waren wir in der Kombination immer, wir waren ja nie schlecht, aber es gibt Verhältnisse, wo wir schnelle Ski haben und alles passt - es hat heute gepasst. Ich bin sicher, dass auch die Skispringer heute noch was gewinnen. Wir hatten von Sulzenbacher angefangen über Gottwald immer schon gute Athleten, der Grubi war vielleicht nicht immer so im Vordergrund. Dass er das zusammenbringt, das freut uns."
Ernst Vettori (Sportlicher Leiter ÖSV): "Es gibt den Wunsch, Medaillen zu gewinnen, aber Gold zu gewinnen, steht über allem. Das ist historisch. Er hat das so souverän und clever gemacht, fantastisch. Das kann man nur den Hut ziehen. Irrsinnig stark war der Schlussanstieg, da ist er dem Braud davon, da ist es mir nur noch kalt über den Rücken gelaufen. Er hat es sich über die ganzen Jahre hart erarbeitet, er ist unser stärkster Mann und hat es sich absolut verdient. Das ist natürlich für die Jungen ein Mordsansporn. Wir haben jetzt das Ziel erreicht, dass jeder Sparte eine Medaille macht, das war mein großer Wunsch. Dass wir sogar die Goldmedaille haben, ist natürlich für die ganze Mannschaft toll. Wir haben jetzt noch ein paar schöne Aufgaben und können locker drauflossporteln."