Weiterhin herrscht Ungewissheit, ob Marcel Hirscher seine Karriere nach der schweren Verletzung fortsetzen wird. In seinem neuesten Blog rechnet er mit dem Profisport allerdings knallhart ab.
Wird Marcel Hirscher nächstes Jahr bei den Olympischen Spielen für die Niederlande auf Medaillenjagd gehen? Die Frage, ob der mittlerweile 36-Jährige nach seinem Kreuzbandriss im Dezember sein "Herzensprojekt" fortsetzen wird, ist weiter unbeantwortet. Jetzt sorgt der achtfache Gesamtweltcupsieger mit einigen Aussagen für Aufsehen. Deutet er damit sogar seinen endgültigen Rückzug aus dem Profisport an?
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In seinem neuesten Blog sät der Salzburger zuerst den Gedanken, was wäre, wenn es keinen Sport mehr gäbe, und kommt zu dem Entschluss, dass weltweit viel Leidenschaft verloren gehen würde. Der Menschheit würde etwas Essentielles fehlen.
Erst wirkt der Beitrag noch, als würde er den Sport lieben und schätzen. "Im innersten Kern ist Sport Bewegung und Begegnung. Er trägt ein wertvolles Set an Werten in sich – Disziplin, Fairness, Respekt, Teamgeist, Hingabe", schreibt unser bislang letzter Gesamtweltcupsieger.
Sportler sind Vorturner
Doch dann wird Hirscher ernst und holt zum großen Rundumschlag aus: "Waren Athleten früher oft einer Instrumentalisierung durch politische Machtsysteme ausgesetzt, sind sie heute die Vorturner einer Hochleistungsgesellschaft und ihrer Marktwirtschaft." Doch damit nicht genug. Er bezeichnet Profisportler als "Einzelunternehmer, die das große Rad in Schwung halten".
Zu seiner Zeit beim ÖSV versuchte er stets, eigene Wege zu gehen, hatte mit Vater Ferdinand ein eigenes Betreuerteam, das den Erfolg gewährleistet hatte. Was ohne dem Team Hirscher passiert, müssen die heimischen Ski-Fans leidvoll seit Jahren miterleben. Die rot-weiß-rote Dominanz ist schon lange vorbei. "Die Niederlassungsfreiheit ist – außer bei Doppelstaatsbürgern wie mir – eingegrenzt, die meisten Sportarten sind national organisiert. Was erlaubt ist, bestimmen Monopolbetriebe, internationale und nationale Sportverbände, die als Gesetzgeber und Treuhänder der Sportbegeisterung fungieren und wie Konzerne funktionieren", rechnet der Doppelolympiasieger knallhart mit dem System ab.
"In Wahrheit sind Spitzensportler 2025 Content-Kreateure"
Es ist ein tiefer Einblick, der vermuten lässt, warum sich Hirscher 2019 überraschend früh aus dem Profisport zurückgezogen hatte. Seiner Meinung nach sind im modernen Spitzensport Geld und Aufmerksamkeit die einzigen Währungssysteme. Doch damit nicht genug. "In Wahrheit sind Spitzensportler 2025 Content-Kreateure, Marketingleiter, PR-Agenten in eigener Sache. Karrieren im Sport funktionieren wie Start-ups – entweder kommen mit dem Erfolg Investoren (Sponsoren) oder eben nicht", schreibt er weiter.
Zumindest dieser Satz lässt Fans hoffen, denn derzeit postet Hirscher regelmäßig von Trainingseinheiten auf dem Rad. Denn er hält auch fest, dass man genau diese Punkte genau kennt, bevor man sich zu einer Profikarriere entschließt. Zum Abschluss richtet er genau hier einen Appell an die Verantwortlichen: "Vielleicht ist gerade das der große, noch nicht ansatzweise genützte Hebel zur Zukunft des Spitzensports: seine Werte zur Währung zu machen statt die Währung zum Wert." Mit diesen Worten lässt er die Fans aber weiterhin warten, ob sie ihr Idol jemals wieder auf einer Weltcup-Piste sehen können.