Erste Medaille bei Großevents nach Seuchenjahren

Hütter nach Bronze: ''Das Feuer war längst Weg''

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Die Stehauffrau hat sich mit ihrer ersten Medaille bei einem Großereignis belohnt. Cornelia Hütter bretterte am Mittwoch im WM-Super-G von Méribel zu Bronze.

Dass die Vorbereitung auf das Saisonhighlight von einer Erkrankung getrübt war, passte nur zu gut in die Biografie der Vollgas-Pilotin, die schon so oft im Fangnetz und Krankenbett gelandet ist. "Das Feuer war längst weg", verriet die 30-Jährige und sprach über ihr Durchhaltevermögen in Seuchenjahren.

Die Tage, als sie dachte, "der Skisport kann mich kreuzweise", waren für Hütter am Mittwoch weit weg und irgendwie doch präsent. Nach ihrer Leidensgeschichte befragt, setzte die Steirerin zu einem mehrminütigen Monolog über Zweifel in dunklen Momenten und die Liebe zum Rennsport an. "Es war noch Zeit, dass das mein Leben bestimmt", sagte Hütter. Und: "Ich war noch nicht bereit, mir das alles von der Couch aus anzuschauen."

"Svindal-Interview hat mir Mut gemacht"

Sie sei mittlerweile im Reinen mit ihrer Geschichte, sagte Hütter. "Das Ganze hat mich zu diesem Menschen, dieser Persönlichkeit gemacht, die ich bin." Die Frage nach dem "Warum", die sie früher nach Verletzungen quälte, stelle sie sich mittlerweile nicht mehr. "Ich habe einmal vom Aksel (Lund Svindal) ein Interview gelesen, wo er sagt, dass man sich auf Glück und Pech nicht berufen soll. Weil das eine und das andere nichts mit Können zu tun. Man kann nicht immer sagen, man hat immer Pech. Das hat mir brutal Mut gemacht. Das Leben muss man selbst in die Hand nehmen."

Den Weg zurück musste sie unfreiwillig oft bestreiten. Im Jänner 2017 lädierte sie sich ihr vorderes Kreuzband, den Innen- und Außenmeniskus im rechten Knie, im März 2018 wurde nach einem Sturz eine Lungenprellung und eine Läsion der Milz diagnostiziert und sie lag zwei Wochen auf der Intensivstation. Im Saisonfinale 2019: Kreuzband- und Innenmeniskusriss sowie eine Innenbandverletzung im linken Knie. Dann am 4. März 2020 der nächste Kreuzbandriss links.

Erfolgshunger mit Bronze nicht gestillt

"Dass es in mir nicht mehr gebrannt hat, sondern leicht gelodert, ist vielleicht verständlich", sagte Hütter. Der Erfolgshunger sei mit Bronze aber gewiss nicht gestillt. "Ich habe hart gearbeitet, dass ich wieder hierher gekommen bin. Und deshalb werde ich jetzt auch hart weiterarbeiten, dass ich daran anschließen kann."

Dabei beschäftigten sie die Nachwirkungen von ihrem heftigen Abflug beim Zielsprung in Crans-Montana im Februar 2022, als sie ein Schädelhirn-Trauma erlitten hatte, noch immer. "Das Gehirn wird oft unterschätzt. Wenn ein Knochen oder Knie wegsteht, dann sieht man, dass es hin ist. Im Kopf ist es eher schwierig zu analysieren", sagte Hütter. "Die beste Therapie ist Zeit. Ich habe gemerkt, das tut mir gut und ist richtig für mich. Prinzipiell habe ich es auch im Griff."

Ihre Courage, die zweite Lake-Louise-Abfahrt trotz Idealbedingungen und Platz drei am Vortag auszulassen, überraschte viele im Skizirkus, rief aber auch Bewunderung hervor. "Ich kann es mir nicht erlauben, bei 140 km/h unscharf zu sehen", sagte Hütter danach. Ihr Vollgas-Naturell wird sie aber wohl nie ablegen. Trotz missratener WM-Vorbereitung mit Fieber, Kopfweh und noch immer anhaltendem Husten hatte sie vor dem WM-Super-G Attacke angekündigt: "Wer nix riskiert, gewinnt nix. So ist das Leben."

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