Mit bewusster Atmung können wir unser Nervensystem ganz einfach beruhigen. Jede:r kann diese Kraft nutzen. Es braucht keine Hilfsmittel, nur die Bereitschaft, sich auf den Atem zu konzentrieren.
Atmen geschieht meist unbewusst - ein Vorgang, der uns am Leben hält, ohne dass wir darüber nachdenken müssen. Doch genau hier verbirgt sich ein Schlüssel zu innerer Ruhe, körperlicher Entspannung und mehr Achtsamkeit: in der bewussten Atmung. Wer beginnt, sich gezielt mit seinem Atem auseinanderzusetzen, entdeckt eine erstaunliche Kraftquelle.
Im Folgenden finden Sie 11 wertvolle Impulse, wie Sie Ihren Atem als Werkzeug für Entspannung, Selbstwahrnehmung und innere Stärke nutzen können. Als Arzt, TCM-Experte, Sportler und Betroffener von Asthma sowie Allergien weiß Georg Weidinger um die Heilkraft guter Atmung.
1. Atem lenken -mit voller Aufmerksamkeit
Richten Sie Ihre volle Konzentration auf Ihre Atmung. Visualisieren Sie, wie die Luft durch Ihre Nase in die Luftröhre strömt, durch die Bronchien fließt und jede Zelle Ihres Körpers erreicht. Schließen Sie dabei die Augen und führen Sie Ihren Atem bewusst durch Ihren Körper.
2. Die Tiefe in sich entdecken
Inspiriert vom Freitaucher Jacques Mayol: Nutzen Sie Ihre Atmung als Weg zur Selbstwahrnehmung. Tauchen Sie mit jedem Atemzug tiefer in sich selbst ein -in Ihre Gedanken, Ihre Gefühle und Ihre inneren Wurzeln. Das ist gelebte Innenschau.

3. Entspannen vom Kopf bis zu den Zehen
Scannen Sie gedanklich Ihren Körper - von Kopf bis Fuß - und lösen Sie jede Anspannung auf. Jeder gespannte Muskel benötigt Sauerstoff. Durch bewusste Entspannung reduzieren Sie den Atembedarf und schaffen Raum für Leichtigkeit. Lassen Sie jede Spannung im Körper und jedes negative Gefühl, jeden negativen Gedanken aus Ihrem Geist weichen. Atmen Sie belastende Gedanken und Emotionen einfach aus - und ersetzen Sie sie beim Einatmen durch Vertrauen, Gelassenheit und ein inneres Lächeln.
4. Die Nase als Tor zum Urbewusstsein
Atmen Sie stets durch die Nase ein. Weiten Sie dabei leicht die Nasenf lügel, als würden Sie an einer duftenden Rose riechen. Dieses Bild hilft, das tief liegende Geruchszentrum im Hirnstamm zu aktivieren - nahe am Atemzentrum und dem emotionalen Kern unseres Gehirns.
5. Die Nase pflegen und frei halten
Ist Ihre Nase verstopft, reinigen Sie sie mit einer sanften Nasenspülung. Mit einem kleinen Kännchen mit Salzwasser können Sie die Nase reinigen, indem Sie das Wasser in ein Nasenloch einfüllen. Halten Sie dabei den Kopf schief, sodass das Wasser hinunter in das andere Nasenloch rinnen kann. Für die Pf lege der Nasenschleimhaut füllen Sie einmal täglich etwas Sesamöl (unverdünnt) in das Kännchen und spülen damit Ihre Nase. Das befreit nicht nur die Atemwege, sondern pf legt auch die Schleimhäute und lässt Sie freier durchatmen.
6. Sanfte, ruhige Atemzüge üben
Atmen Sie langsam und gleichmäßig durch die Nase ein. So entstehen weniger Turbulenzen, die die Schleimhäute reizen könnten. Die Vorstellung, an einer Blume zu riechen, unterstützt eine sanfte und beruhigende Atmung.
7. Bauchatmung bewusst praktizieren
Legen Sie eine Hand auf den Bauch und spüren Sie, wie sich dieser bei jeder Einatmung hebt und bei der Ausatmung wieder senkt. Diese natürliche Atmung beruhigt das Nervensystem und schenkt innere Ruhe.
8. Brustatmung erkunden
Legen Sie sich auf den Rücken, eine Hand auf den Bauch, die andere auf den Brustkorb. Beobachten Sie, wie sich der Brustkorb bewegt -und lernen Sie, beide Atemräume bewusst zu unterscheiden und zu nutzen.
9. Die vollständige Einatmung genießen
Atmen Sie tief ein -erst in den Bauch, dann in den Brustkorb und schließlich bis in die oberen Rippen. Heben Sie dabei bewusst die Schultern oder strecken Sie die Arme. Nutzen Sie unterstützende Bewegungen (z.B. durch Aufstützen der Hände) für eine noch tiefere Atmung - das entspricht einer sanften, unterstützenden Yoga-Haltung.
10. Lange, entspannte Ausatmung
Lassen Sie die Luft ruhig und vollständig wieder entweichen. Vermeiden Sie jede Anstrengung oder Spannung. Die Ausatmung soll f ließen, nicht gepresst werden. Bleiben Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit bei jedem Atemzug.
11. Bewusster Atemzug vor dem Loslassen
Wenn Sie mental "abtauchen" - in die Ruhe, in die Stille oder in eine Konzentrationsübung -, nehmen Sie zuvor einen tiefen, aber angenehmen Atemzug. Füllen Sie Ihre Lungen, ohne sich "aufzublähen". Vertrauen Sie Ihrem Körper und lassen Sie los -der Atem trägt Sie. Genießen Sie das Gefühl!