78. Filmfestspiele

Glamouröses Cannes-Finale und politische Goldene Palme

Politisches Zeichen - Goldene Palme ging an den Iraner Filmeamcher Jafar Panahi. 

Mit der Goldenen Palme für Jafar Panahis "Un Simple Accident" haben die Filmfestspiele Cannes 2025 am Samstag ein politisches Zeichen gesetzt – und sich selbst zum Schauplatz eines der engagiertesten Jahre seiner Geschichte gemacht. Nicht nur gewann mit Panahis Film ein so künstlerisch überzeugendes wie politisch relevantes Werk. Das gesamte Festival war neben Star-Rummel von politischen Diskussionen geprägt.

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Der Iraner Panahi setzt sich in "Un Simple Accident" (englischer Titel: "It Was Just an Accident") mit Erlebnissen im Gefängnis und der Gewalt des iranischen Regimes auseinander. "Der Film entspringt einem Gefühl des Widerstands, des Überlebens, das heute absolut notwendig ist", sagte die Jury-Vorsitzende Juliette Binoche.

Cate Blanchett, Jafar Panahi und Juliette Binoche

Cate Blanchett, Jafar Panahi und Juliette Binoche

© Getty Images

Heimlich gedrehter Film handelt von Erlebnissen im Gefängnis

Von Juli 2022 bis Februar 2023 war Panahi im Iran inhaftiert, zuvor lange mit einem Arbeits- und Reiseverbot belegt. Sein heimlich gedrehter Film ist von seiner Zeit im Gefängnis inspiriert, wie er erzählte. Gespräche, die er dort mit anderen Häftlingen geführt habe, seien in den Film eingeflossen.

Das Werk handelt von einer Gruppe ehemaliger Gefangener, die in einer Kurzschlussreaktion ihren einstigen Peiniger entführen, der sie mutmaßlich in einem iranischen Gefängnis gefoltert hat. Sie begeben sich auf einen chaotischen Roadtrip, auf dem die Gruppe in hitzige Diskussionen darüber gerät, wie und ob sie sich an ihm rächen.

Öfter geht es um die zutiefst gewaltvollen Erfahrungen, die die Beteiligten in Gefangenschaft gemacht haben. Trotz des schweren Themas gibt es im Film aber auch humorvolle Momente.

"Der kreative Drang kann die Welt verändern, kann Situationen verändern, die aus menschlicher Sicht unmöglich zu ertragen sind", sagte Binoche über Panahis Werk. Zu Beginn des Festivals hatte die französische Schauspielerin einen offenen Brief unterzeichnet, in dem eine Reihe von Filmstars Israels Armee-Einsatz in Gaza kritisierten. Einige Filme mit dem Schauplatz Gaza liefen beim Festival.

Cate Blanchett begeisterte in einem schwarzen Traumkleid

Cate Blanchett begeisterte in einem schwarzen Traumkleid

© Getty Images

Cate Blanchett: Kino kann Weg für gesellschaftliche Debatten ebnen

Zudem war in Cannes immer wieder die Politik des US-Präsidenten Donald Trump Thema, der vor dem Festival angekündigt hatte, Zölle auf im Ausland produzierte Filme erheben zu wollen. Dafür erntete er in Cannes von allen Seiten Kritik und Hohn, am prominentesten direkt zur Eröffnung von Hollywood-Star Robert De Niro.

Die Rede vor der Preisvergabe an Panahi übernahm Oscar-Preisträgerin Cate Blanchett. Sie sagte, dass Cannes dem Kino den Weg für eine breitere gesellschaftliche Diskussion ebne. "Hier werden diese Dialoge ermutigt, Wurzeln zu schlagen, wo sie sonst Gefahr laufen, von der selbstsüchtigen Welt nationaler und persönlicher politischer Ambitionen vereinnahmt zu werden."

Gillian Anderson

Gillian Anderson

© Getty Images

Das sind die weiteren Preisträger

Einen anderen politischen Schauplatz hat der Thriller "O Secreto Agente" des Brasilianers Kleber Mendonça Filho. Er wurde bei den 78. Filmfestspielen mit dem Preis für die beste Regie ausgezeichnet, zudem bekam Wagner Moura die Auszeichnung als bester Darsteller. Der Film erzählt von einem Akademiker, der 1977 während der Militärdiktatur verfolgt wird.

Doch nicht alle Preisträger-Filme waren dezidiert politisch. Der Große Preis der Jury, die zweitwichtigste Auszeichnung des Festivals, ging an "Sentimental Value" von Joachim Trier. Der Norweger erzählt darin ein vielschichtiges Vater-Tochter-Drama.

Für das beste Drehbuch wurden Jean-Pierre und Luc Dardenne mit "Jeunes Mères" geehrt. Sie erzählen in dem Sozialdrama von jungen Müttern, die in prekären Umständen leben. Einen Spezialpreis der Jury erhielt der Chinese Bi Gan für "Resurrection". Der Preis als beste Darstellerin ging an Nadia Melliti für ihre Rolle im Coming-of-Age-Drama "La Petite Dernière".

Schauspielerin Susanne Wuest

Schauspielerin Susanne Wuest beim Cannes-Closing.

© Getty Images

Mascha Schilinski nimmt Preis mit politischer Rede entgegen

Die Berlinerin Mascha Schilinski erhielt für das Drama "In die Sonne schauen" den Preis der Jury, den sie sich mit dem Filmemacher Oliver Laxe ("Sirât") teilt. Schilinski erzählt in "In die Sonne schauen" von vier jungen Frauen, die zu unterschiedlichen Zeiten auf einem Bauernhof in der Altmark leben. Es geht um häusliche Gewalt, verdrängte Sehnsüchte oder vererbte Traumata, die die vier Frauen erleben. In dem Streifen ist auch die Wiener Schauspielerin Susanne Wuest zu sehen.

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