Im hohen Alter fragt sich der Journalist Paul Lendvai: Wer bin ich?
Als Sohn jüdischer Eltern wurde Lendvai 1944 verfolgt und mit dem Vater verschleppt. Nach Verhaftung 1953 und Berufsverbot im realsozialistischen Ungarn gelang ihm die Flucht nach Österreich. Er nahm die Staatsbürgerschaft an und wurde Journalist.
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Schicksalsgemeinschaft
Seine Identität findet Lendvai im Judentum, das für ihn erst als Schicksalsgemeinschaft Bedeutung gewinnt. Wenn er das erste Kapitel mit: „Ein österreichischer Patriot mit ungarischem Akzent“ überschreibt, bekennt er eine österreichische und ungarische Identität und gibt dem Leser die vielleicht stärkste Formel seines Buches. Das wären drei Identitäten. Lendvai hat eine vierte: Europäer.
Rat bei Schnitzler
Neben den Identitäten ist da noch die Politik. Lendvai schaut in die Vergangenheit und auf die Gegenwart. Immer wieder sieht er Analogien. Einmal stockt er. Dass sie, Viktor Orban, die FPÖ von Haider bis Kickl und Donald Trump, gefallen und wieder aufgestiegen sind, beobachtet er ungläubig - und holt sich Rat bei Arthur Schnitzler: „Je älter man wird, umso mehr erkennt man, dass es kein phantastischeres Element gibt als die Politik.“ Paul Lendvai wird im August 96 Jahre alt.