Designer-Talk

Star-Designer Michael Kors im großen Style-Interview

Ein brandneuer Flagshipstore in Wien, eine wunderbare Sommer-Kampagne, die mit seiner Muse auf Ibiza 
inszeniert wurde und ein Modewissen wie kein anderer: Wir baten US-Designer Michael Kors zum Style-Talk!

Vienna Calling! Heißt es für den New Yorker Designer Michael Kors, der mit seiner gleichnamigen Marke jüngst am Wiener Graben einen ansehnlichen Flagshipstore eröffnet hat. Wir sprachen mit dem 65-Jährigen über seine Vorlieben in Wien, seine Leidenschaft für Reisen und seine Sommermuse Suki Waterhouse, die auf der Sonneninsel Ibiza abgelichtet wurde.

Sie haben Ihre erste Kollektion 1981 präsentiert, gefolgt von der ersten Laufstegshow 1984. Wie hat sich die Modewelt seit den 80er-Jahren verändert?
Michael Kors: Das Beständigste an der Mode ist natürlich, dass sie sich ständig verändert. In den 80er-Jahren war Mode eher ein Insider-Club, während heute Laufstegshows live gestreamt werden, jeder sein eigener Redakteur sein kann und Designer anerkannt sind und Plattformen haben, auf denen sie sich direkt an Millionen von Fans wenden. Mode ist schneller, globaler und inklusiver als je zuvor, was ich für eine gute Sache halte.

Da Sie die Mode der 80er- und 90er-Jahre maßgeblich geprägt haben: Wie erklären Sie sich, dass diese Epochen Designer bis heute immer wieder beeinflussen?
Kors: Für mich geht Mode mehr um Evolution als um Revolution. Es ist nur logisch, dass wir auf die besten Modetrends vergangener Epochen zurückblicken, um Inspiration zu finden, während wir gleichzeitig eine moderne Interpretation dessen, was wir entwerfen, einfließen lassen. Ich denke auch, dass soziale Medien es möglich gemacht haben, dass jeder die Geschichte der Mode sehen und feiern kann. Es gibt in jeder Ära Dinge, die unglaublich sind und sich heute sehr relevant anfühlen – zum Beispiel der Boho-Chic der 70er oder der schlichte Minimalismus der 90er. Ich liebe es, dass wir weiterhin auf dem Besten aufbauen, was schon da war.

Suki Waterhouse für Michael Kors

Weißes Kaftanhemd aus Kordelspitze, 295 Euro. Gürtel mit silbernen Ringen, 150 Euro. Von MICHAEL Michael Kors. michaelkors.eu

© Mert Alas/Michael Kors

Hatten Sie zu Beginn einen Mode-Mentor?
Kors: Eine meiner frühesten Mentoren war Dawn Mello, die damalige Präsidentin von Bergdorf Goodman hier in New York. Ich traf sie zum ersten Mal, als ich 21 Jahre alt war, und sie sagte zu mir: „Weißt du, ich glaube, du hast da etwas“.

Ihre Taschen und Accessoires haben Kultstatus. Was ist das Geheimnis einer It-Bag?

Kors: Wir haben immer ein offenes Ohr für unsere Kunden und arbeiten daran, die Lücken in ihrer Garderobe zu schließen. Die Leute merken es vielleicht nicht, aber ich bin ein sehr pragmatischer Mensch. Ich bin für Glamour und Luxus, aber ich denke, wenn es nicht praktisch ist, wird es nie ein fester Bestandteil des Kleiderschranks werden. Wir sind nicht darauf aus, eine „It“-Tasche zu kreieren, sondern etwas, das gut aussieht und zu dem unsere Kundinnen jeden Tag greifen werden.

Das beste Sommer-Must-have?
Kors: Eine schicke Sonnenbrille und 
eine Strohtasche, wie unsere „Isa“-Bag.

Isa Bag von Michael Kors

Handgehäkelte Shopper „Isa“ aus Stroh mit Lederhenkel, 295 Euro (klein), 350 Euro (groß). Von MICHAEL Michael Kors.

© Mert Alas/Michael Kors


Suki Waterhouse hat sich als Multitalent etabliert – von der Schauspielerei über die Musik bis hin zur Mode. Können Sie uns mehr über Ihre Beziehung zu ihr erzählen und was sie zur besonderen Muse für diese S/S2025-Kampagne macht?
Kors: Mit Suki denke ich, dass wir beide das lieben, was wir tun, und uns glücklich schätzen, das tun zu können. Sie ist die ultimative Multitaskerin – von Arbeit über Mutterschaft bis hin zu Reisen, und sie lässt es immer mühelos aussehen. Solche Frauen habe ich immer bewundert – die, die alles meistern und dabei immer gut aussehen. Und sie scheut sich nicht, etwas Gewagtes und Auffälliges zu tragen, deshalb macht es als Designer immer Spaß, mit ihr zu arbeiten.

Suki Waterhouse im Pullover aus Nylon mit Alpakawolle im Candyton „Rose Water“, 150 Euro. Rosa Schultertasche „Dakota“, 225 Euro. Von MICHAEL Michael Kors. michaelkors.eu

Suki Waterhouse im Pullover aus Nylon mit Alpakawolle im Candyton „Rose Water“, 150 Euro. Rosa Schultertasche „Dakota“, 225 Euro. Von MICHAEL Michael Kors. michaelkors.eu

© Mert Alas/Michael Kors


Wie lassen Sie sich von New York City und Ihren Reisen inspirieren, und wie kommt dies in Ihren Kollektionen zum Ausdruck?

Kors: New York City ist mein Zuhause, und so viel Zeit ich auch hier verbringe, ich finde den Stilmix immer noch erstaunlich. Es gibt immer einen neuen Look an jeder Ecke und in jedem Viertel. Wenn ich unterwegs bin, sei es in einer Stadt, am Strand oder auf einer Safari, nehme ich immer meine Umgebung und die Menschen, die ich sehe, in mich auf. Das ist die ultimative Inspiration, von den Farben eines Wüstenausflugs oder der Stimmung eines Leinenvorhangs, der in der Brise eines Inselhotels weht, bis hin zur Einstellung einer lokalen Kultur. All das kommt auf unterschiedliche Weise in einer Kollektion oder im Rahmen einer Laufstegshow zum Tragen.

Ein neuer Flagship-Store hat gerade in Wien eröffnet. Waren Sie schon einmal in Wien und was verbinden Sie mit Österreich?
Kors: Ich war schon in Wien! Es ist eine wunderschöne Stadt mit sehr schicken Menschen. Ich muss auch zugeben, dass ich eine Schwäche für österreichische Mehlspeisen habe! Die besten, die ich in New York gefunden habe, gibt es im Café Sabarsky in der Neuen Galerie.

Die Liste Ihrer Modeauszeichnungen ist lang. Über welche weiteren Auszeichnungen würden Sie sich am meisten freuen?
Kors: Ich bin sehr glücklich, im Laufe meiner Karriere von so vielen tollen Organisationen geehrt worden zu sein. Die Verleihung des CFDA Lifetime Achievement Award im Jahr 2010 war etwas ganz Besonderes, und ich bin demütig, Goodwill-Botschafter für das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen zu sein und dabei zu helfen, das Bewusstsein für diese lebensverändernde Arbeit zu schärfen und Spenden zu sammeln.

Nach welchen persönlichen Kriterien wählen Sie Ihre Wohltätigkeitsprojekte aus?
Kors: Ich bin ein sehr ergebnisorientierter Mensch. Wenn ich ein Problem sehe, kremple ich gerne die Ärmel hoch und finde eine Lösung, und das ist es, was ich bei einem karitativen Partner suche. Als ich mich zum ersten Mal bei God’s Love We Deliver in New York City engagierte, war das der Höhepunkt der AIDS-Krise, und ich war weder Arzt noch Wissenschaftler. Aber Mahlzeiten zubereiten und an Menschen ausliefern, die zu krank sind, um ihr Haus zu verlassen? Das konnte ich tun. Als wir nach einem Partner suchten, der sich auf die Bekämpfung des Hungers auf globaler Ebene konzentrierte, war mir klar, dass ich mich an der Arbeit des Welternährungsprogramms beteiligen wollte, das vor Ort Mahlzeiten ausliefert und Systeme schafft, die langfristig etwas bewirken.

Welchen Rat würden Sie jungen Kreativen geben?

Kors: Kennen Sie sich selbst, kennen Sie Ihren Kunden, und bleiben Sie beidem treu.

Das beste Kleidungsstück, das Sie jemals entworfen haben?
Kors: Zwingen Sie mich nicht zu wählen!

Was sollte in keinem Kleiderschrank fehlen?
Kors:
Ein toller schwarzer Blazer!

Das größte Fashion-No-Go?
Kors: Ich denke, es ist leicht, sich darin zu verfangen, was „im Trend“ ist und was nicht. Ich sage meinen Kunden immer: Wenn etwas nicht zu Ihnen oder ­Ihrem Lebensstil passt, lassen Sie es sein. Die besten Kleidungsstücke, Accessoires und Schönheitsprodukte sind diejenigen, mit denen man sich am wohlsten fühlt.

Haben Sie einen Lieblingsduft?
Kors: Ich trage nicht täglich Parfum. Aber zu besonderen Anlässen verwende ich das neue Michael Kors Pour Homme.

Damenmode, Herrenmode, Lifestyle, Accessoires, Düfte und seit 2022 auch eine Kinderlinie. Was kommt als Nächstes?

Kors: In der Welt der Mode weiß man nie! Das macht es so spannend.

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