Mucky Degn

So will ihre Tochter jetzt das Film-Business rocken

50 Jahre nach Gründung des Austro-Top-Unternehmens tritt Susanne Degn in die Fußstapfen ihrer erfolgreichen Mutter Mucky Degn. Die Nachfolgerin im Interview.  

Schon als Kind war ihr klar: der Film ist ihre Welt! Doch bevor die Tochter von Mucky und Günter Degn ins damals bereits renommierte Familienunternehmen einstieg, lernte sie das Geschäft zunächst als Redakteurin, selbstständige Producerin und als Redaktionsleiterin von der Pike auf. Im September letzten Jahres war es dann soweit: Anlässlich des 50-Jahres-Jubiläums der Degn Film übergab Margot „Mucky“ Degn-Staudach, die kürzlich auch für ihr Lebenswerk geehrt wurde, sämtliche Agenden an ihre Tochter.  

Susanne Degn mit ihrer Mutter Mucky Degn, die sich nach 50 Jahren aus dem Geschäft zurückzog.  

Susanne Degn mit ihrer Mutter Mucky Degn, die sich nach 50 Jahren aus dem Geschäft zurückzog.  

© Degn Film

"Ich wusste, dass der Zeitpunkt irgendwann kommen würde."

Seither steht die 44-jährige Mutter zweier Kinder (10 und 12 Jahre alt) an der Spitze des Unternehmens mit Sitz in Salzburg und Wien. Der Karrieretalk über neue Herausforderungen in wirtschaftlich nicht ganz einfachen Zeiten...  

War die Firmenübernahme ein Schritt, der schon immer geplant war?
Susanne Degn: Ja, tatsächlich war das ein lang gehegter Wunsch meiner Eltern. Ich wusste immer, dass dieser Zeitpunkt irgendwann kommen würde. Und zum 50-jährigen Firmenjubiläum hat es einfach perfekt gepasst. Ich hatte bis dahin viele Jahre Berufserfahrung gesammelt, unter anderem als Producerin und Redakteurin – 17 Jahre im Red Bull Media House, eine Zeit, die ich nicht missen möchte. Deshalb war 2024 für mich genau der richtige Moment, um in die Firma einzusteigen.  

Welche Rolle spielt nun Ihre Mutter und wie funktioniert die Zusammenarbeit ?
Degn: Wir haben ein sehr, sehr enges Verhältnis und verstehen uns gut – können uns aber auch reiben. Es war natürlich eine offene Frage, ob und wie sie sich operativ zurücknehmen kann. Aber sie hat sich tatsächlich aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen und widmet sich jetzt mit großer Freude Spezialprojekten, die sie begeistern – wie zum Beispiel einer fiktionalen Produktion, die sie unbedingt realisieren möchte. Und sie reist viel – das wollte sie immer schon machen. Ich finde das großartig.

Welche Herausforderungen gab es für Sie beim Einstieg?
Degn: Ich habe mich natürlich anfangs gefragt, wie die Akzeptanz des Teams sein wird. Viele Mitarbeiter:innen kennen mich, seit ich ein Kind war – einige sind seit über 30 Jahren in der Firma. Mir war es wichtig, als neue Geschäftsführerin greifbar und authentisch zu sein und gemeinsam mit dem Team eine neue Ära zu starten – aber auch mit klaren Führungsqualitäten. Diese habe ich in den letzten Jahren im Red Bull Media House weiterentwickelt, wo ich ein Team von 25 Personen geleitet habe. Im Zuge dessen habe ich erkannt, dass mir das Führen von Teams und mit anderen Menschen etwas Großes zu schaffen, extrem viel Spaß macht.

Wie unterscheidet sich ein Familienunternehmen vom Konzernleben?
Degn: Es ist eine ganz andere Welt. Ein Familienunternehmen basiert auf Vertrauen, auf einem sozialen Miteinander – manchmal fühlt es sich fast wie Familie an. Trotzdem herrscht ein hoher Anspruch und Professionalität. Man kann sich aufeinander verlassen und gemeinsam sehr viel erreichen. Für meine persönliche Entwicklung war der Schritt in das Familienunternehmen genau richtig.  

Nach vielen Lehrjahren im TV- und Film-Business übernahm die 44-Jährige das Familienunternehmen. 

Nach vielen Lehrjahren im TV- und Film-Business übernahm die 44-Jährige das Familienunternehmen. 

© Roman Fuhrich

"Es ist momentan ein hartes Business"

Wie schwierig ist die aktuelle Lage in der Filmbranche und wie männerdominiert ist das Business heutzutage noch?
Degn: Es ist momentan ein hartes Business. Budgets sind knapp, die Personalkosten steigen, gleichzeitig bleiben die Senderbudgets gleich. Ob Frau oder Mann – das spielt an der Spitze aus meiner Sicht eine untergeordnete Rolle. Entscheidend ist, wie man mit diesen Herausforderungen umgeht. Der österreichische Film ist extrem relevant – auch international – und ich hoffe, dass wir gemeinsam mit anderen Produzent:innen diese schwierige Phase überstehen.

Inwiefern verändern neue Technologien wie KI die Arbeit im Film-Genre?
Degn: Sehr, und ich finde das grandios! Wir haben kürzlich einen Pitch-Trailer mit einer KI-generierten Voiceover-Stimme produziert – das spart unglaublich viel Zeit. Für erste Layouts ist das fantastisch. Für finale Produktionen setze ich aber weiterhin auf menschliche Sprecher:innen. Auch ChatGPT hilft uns in der Ideenentwicklung enorm. Wir haben bei uns auch eine KI-Taskforce, die sich laufend mit neuen Tools beschäftigt.

Sie sind zweifache Mutter, wie vereinbaren Sie Familie und Beruf?
Degn: Wir teilen uns die Betreuung unserer Kinder zu gleichen Teilen. Eine Woche bin ich zu 100 Prozent verantwortlich, in der anderen Woche der Papa der Kinder. Das klappt ganz toll.

Welche Ziele haben Sie für die Degn Film?
Degn: Ich möchte gerne auch für Streaming-Plattformen wie Netflix in Deutschland produzieren. Wir arbeiten derzeit an Konzepten und Trailern. Viele Entscheider:innen kenne ich noch aus meiner Zeit beim ORF und bei Servus TV – das hilft natürlich bei der Akquise.

Viele Unternehmer:innen beklagen sich über die Gen Z in der Arbeitswelt. Wie erleben Sie das in diesem kreativen Business?
Degn: Es ist definitiv schwieriger geworden, junge kreative Talente zu finden. Aber wir haben bei uns sowohl sehr erfahrene als auch junge Kolleg:innen – und beide Gruppen sind enorm engagiert. Die einen bringen langjährige Erfahrung mit, die anderen frischen Wind und technisches Know-how.

Hatten Sie je das Gefühl, etwas anderes machen oder ins Ausland gehen zu wollen?
Degn: Nicht wirklich. Film war immer ein Teil meines Lebens. Es gab mal die Überlegung, nach New York zu gehen, aber es wurde dann Wien. Das ist neben Salzburg inzwischen auch mein Zuhause – wir haben hier ja auch ein Büro.

Was wollen Sie in zehn Jahren über Ihr Unternehmen sagen können?
Degn: Dass ich das großartigste Team der Welt leite, mit dem ich erfolgreich Produktionen umgesetzt habe – nicht nur in Österreich, sondern im gesamten deutschsprachigen Raum. Ich möchte über den Tellerrand hinausblicken und spannende Formate entwickeln – auch für B2B- oder Tourismus-Kunden. Gleichzeitig möchte ich viel Zeit mit meinen Kindern verbringen – das ist das höchste Gut für mich.

Was macht Sie zu einer Karrierefrau?Degn: Meine Zielstrebigkeit. Ich setze mir Ziele und arbeite konsequent daran, sie zu erreichen. Ideen allein sind nicht genug. Wenn man sie nicht auf den Boden bringen kann, ist es einfach keine gute Idee.

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