Nach 16 Jahren in den USA stellte Kerstin Lechner ihre Modelkarriere hintan – und widmet sich nun ganz ihrer Rolle als Mama von zwei Söhnen, Verlobte des Industriellen Kari Ochsner und nun auch Maturantin. Der Talk über schlaflose Nächte, Schwangerschaft über 40 und ihren Kurzhaarschnitt.
Langes Haar, dekolletierte Kleider, High Heels... all das lebte und liebte Kerstin Lechner in ihrer Zeit als Topmodel. Als Modeschulabbrecherin zog die Niederösterreicherin hinaus in die Modewelt – nach Mailand, New York und schließlich Los Angeles –, um diese zu erobern. 2018 holte sie die Liebe zurück nach Österreich. In Linz lebt die inzwischen 42-Jährige mit ihrem Verlobten, Top-Unternehmer und Präsident der Industriellenvereinigung NÖ Kari Ochsner, und ihren beiden Söhnen (Emeric, 4, und Tristan, 1) ihr neues Leben.

Für Shootings ist in ihrem Leben als Zweifach-Mama wenig Zeit, doch für MADONNA posierte Kerstin Lechner im Dandy-Style.
Pixie-Cut-Überraschung
Einen Cut machte Lechner auch optisch: Im letzten Jahr ließ sie sich einen Pixie-Cut schneiden, der sie so cool aussehen lässt, wie sie gerne immer wäre. Denn als Mutter zweier Söhne ist es manchmal gar nicht so einfach, die Nerven zu bewahren, wie Kerstin im Rahmen des MADONNA-Fotoshootings verrät.

"Da nimmt man schon oft diese männliche Art an"
Früher haben Sie auf Instagram Einblicke in Ihr Leben als Model gegeben. Seit kurzem setzen Sie sich auf @dearmommy1410 auf humorvolle Weise mit dem Thema Mutterschaft auseinander. Wie hart ist es?
Kerstin Lechner: Es wird besser! (lacht) So viele Models haben ja sozusagen ein Mini-me und ich dachte ehrlich gesagt auch, dass ich eine Tochter bekommen würde – aber der liebe Gott hat mir zwei Söhne geschenkt. Jetzt habe ich mein Mini-me in männlicher Form, denn unser knapp fünfjähriger Emeric sieht aus wie mein Mann, ist aber vom Charakter her eins zu eins wie ich. Und das ist eine Herausforderung. (lacht) Der Kleine wiederum ist Kari ähnlicher – also wesentlich ruhiger. Die Zwei sind natürlich das größte Geschenk, aber es ist halt ein sehr männerlastiger Haushalt. Unser Hund ist auch ein unkastrierter Rüde und jetzt kriegen wir noch zwei Meerschweinchen, die Böcke sind. (lacht)
Wie behaupten Sie da Ihre Rolle als Frau?
Lechner: Das ist wirklich gar nicht so einfach. Du nimmst als Frau schon oft diese männliche Art an. Du wirst tougher. Und ich gebe zu: Ich bin manchmal eine schreiende Mama, weil es irre ist, was da oft zu Hause abgeht.
Haben Sie eine Nanny?
Lechner: Ja, aber nichtsdestotrotz bin ich 24 Stunden im Einsatz – ich habe sehr oft 15 Stunden-Tage und komme kaum zum Schlafen. Das zehrt schon, auch wenn man Hilfe hat. Eine große Rolle spielt, dass man als Mama über 40 einfach nicht mehr die nervliche Konstitution hat wie man es wohl in den 20ern gehabt hätte. Obwohl die 40er-Phase ja eigentlich die beste Phase meines Lebens ist. Weil du dich einfach viel wohler in deiner Haut fühlst und viel selbstbewusster bist. Was die Nerven als späte Mama betrifft, ist das jedoch ein anderes Niveau. Manchmal fühle ich mich schon extrem überfordert.

Auf ihrem Instagram- Account @dearmommy1410 gewährt Kerstin Lechner Einblicke in ihren Alltag mit zwei Söhnen.
"Ich habe halt einen echten Mann"
Wann haben Sie Auszeiten für sich selbst?
Lechner: Ich nehme mir täglich eineinhalb Stunden Zeit für mich zum Trainieren im Fitnessstudio – das ist essenziell für meinen Kopf. Das kann mir kein Mensch nehmen, denn nur so kann ich runterkommen.
Ihr Partner ist beruflich im Volleinsatz. War es von vorneherein klar, dass die Rollenaufteilung so sein wird: Sie kümmern sich um die Kinder, er ist im Job?
Lechner: Das war schon, als wir uns kennengelernt und über Kinder gesprochen haben, klar. Ich genieße das auch. Ich war viele Jahre ganz auf mich selbst gestellt und finde es fein, jetzt einen Partner zu haben, der die finanzielle Verantwortung übernimmt und mir trotzdem alle Freiheiten für meine Projekte gibt. Kari hat immer zu mir gesagt: „Ich brauche keinen Mann an meiner Seite, ich möchte eine Frau.“ Diese Einstellung finde ich auch nach acht Jahren immer noch sehr anziehend. Ich habe halt einen echten Mann.

Mit Top-Unternehmer Kari Ochsner ist das Model seit 2017 glücklich.
Jetzt holt die Schulabbrecherin ihre Matura nach
Sprich, ein beruflicher Wiedereinstieg ist nicht geplant?
Lechner: Naja, ich hole jetzt gerade meine Matura nach und möchte in den nächsten fünf Jahren eine eigene Kollektion auf den Markt bringen. Das ist mein Traum – und das schaffe ich auch noch.
Warum ist es Ihnen wichtig, die Matura nachzuholen?
Lechner: Ich habe ja damals die Modeschule zugunsten meiner Modelkarriere abgebrochen und bin nach L.A. gegangen. Aber jetzt möchte ich die Schulausbildung abschließen – für mich, aber auch für meinen älteren Sohn. Damit er nie sagen kann: „Mama, du hast auch keine Matura!“ Schließlich ist er ja genauso wie ich. (lacht)
Stichwort Kollektion: Hat sich Ihre Sicht auf Mode durch Ihr neues Leben abseits des Modelbusiness‘ verändert?
Lechner: Jein, ich lese immer noch alles über Designer und interessiere mich sehr dafür. Wovon ich aber heute überzeugt bin, ist, dass du in Zukunft nur noch mit Qualität punkten kannst. Und natürlich verändert sich auch dein Kleidungsstil mit dem Alter. Aber jede Ära hat ihre Vorzüge.

"Mein privater Style ist derzeit eher Michael Jordan", lacht Kerstin Lechner über ihren Alltagslook.
"Die kurzen Haare waren die beste Entscheidung..."
Sprich der Dandy-Style, in dem Sie sich in unserem MADONNA-Shooting zeigen, entspricht auch Ihrem privaten Stil?
Lechner: Mein privater Style ist derzeit zwar eher Michael Jordan – sieben Tage die Woche Sweatpants und Sneakers. (lacht) Aber sonst finde ich diesen burschikosen eleganten Stil sehr cool. Er passt auch zu meinen kurzen Haaren sehr gut. Das war sowieso die beste Entscheidung, die ich treffen konnte.
Wie kam es zu dem Cut im doppelten Sinn?
Lechner: Mit Kindern hat man irgendwie immer die Haare im Gesicht hängen, sie ziehen daran – dann fallen dir die Haare durch den Hormonwechsel aus. Irgendwann hat es mir gereicht und ich habe mir den Pixie-Cut schneiden lassen. Viele Frauen fürchten sich ja, dass ihnen so kurze Haare nicht passen, dabei stimmt das gar nicht.
Viele sagen auch, dass ihr Mann das nie „erlauben“ würde. Was hat Ihr Mann zu dem neuen Look gesagt?
Lechner: Er war absolut dafür. Er ist aber ohnehin kein Fan von langen Haaren – und meinte: „Probier es einfach. Sie wachsen ja nach.“ Und jetzt gefällt ihm die Frisur sehr gut. Abgesehen davon ist der Dandy-Style ja auch supersexy, wie ich finde.
Die Hosen muss man als Frau auch sprichwörtlich anhaben. Auch wenn Sie sich einer sogenannten privilegierten Situation befinden – wie erleben Sie die Kinderbetreuungssituation in Österreich?
Lechner: Speziell was alleinerziehende Mütter betrifft, müssten meiner Meinung nach Mütter ein monatliches Einkommen erhalten. Man ist so gefordert als Mutter, und wenn man sich vorstellt, dass man keinen Partner und keine Unterstützung hat... Ich verstehe nicht, dass wir für so viele Dinge Geld ausgeben, aber bei den Müttern sparen wir immer wieder. Auch bei den Betreuungseinrichtungen. Dann würden wir auch das Thema Schwangerschaft wieder attraktiver machen.
Sie sind auch recht spät Mutter geworden...
Lechner: Als ich 34 war, wurde mir gesagt, dass ich mich beeilen muss, weil ich eine sehr geringe Eizellenproduktion hatte. Da kam ich richtig in Stress. Ich habe Hormontherapien gemacht und fünf Mal wurden mir befruchtete Eizellen eingesetzt. Aber es hat nie funktioniert. Bis ich aufgegeben habe. Acht Wochen später war ich schwanger. Weil ich den Stress abgelegt hatte. Und beim zweiten Baby habe ich auf TCM und Akupunktur gesetzt, was super funktioniert hat.

"Fünf Mal wurden mir befruchtete Eizellen eingesetzt. Aber es hat nie funktioniert...", erzählt die Zweifach-Mama. .
"Gerade bei Buben muss man noch strenger sein..."
Am Montag findet die MET-Gala statt – diesmal mit dem Mode-Motto Dandy-Style. Sie haben 16 Jahre lang in den USA gelebt. Sind Sie heute froh, wieder in Europa zu sein?
Lechner: Ich denke, ich bin zur richtigen Zeit, Mitte 2018, gegangen. Die Wirtschaft ging danach den Bach runter. Und jetzt auch noch Trump... Ja, ich bin froh.
Was geben Sie Ihren Söhnen mit auf ihren Lebensweg?
Lechner: Wir haben zu Hause sehr klare Regeln. Natürlich wachsen unsere Söhne in einem sehr gut situierten Umfeld auf – weshalb wir darauf achten müssen, dass es für sie nicht selbstverständlich ist, dass sie alles bekommen. Ich möchte nicht, dass sie den Biss verlieren, sich alles selbst zu erarbeiten. Ich bin in der klassischen Mittelschicht aufgewachsen und weiß, was es heißt, etwas erreichen zu wollen. Genau das wünsche ich mir für unsere Kinder. Ich glaube, gerade bei Buben muss man noch strenger sein, damit es nicht selbstverständlich ist, was sie haben und wie sie aufwachsen.
Was ist für Sie selbst Luxus?
Lechner: Eine gesunde Familie zu haben und selbst gesund zu sein. Und: Privatsphäre. Ich teile schon einiges aus meinem Leben – aber sehr gezielt. Und was derzeit auch Luxus für mich ist: Ausreichend Schlaf! Das wird hoffentlich auch mal wieder kommen. (lacht)