Tränen, Schmerzen & Verzweiflung

Samuel wünschte sich Gnadenschuss

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Er kämpft sich zurück ins Leben: Samuel Koch (24) ist seit seinem Unglückssprung bei „Wetten, dass..?“ gelähmt. Am Montag erscheint seine Bio.

Samuel Koch hat seine bewegende Biografie diktiert. Zum Korrekturlesen wurden die Textfahnen auf eine Leinwand gebeamt – Koch saß dabei in einem Spezialrollstuhl, der Arme und Beine automatisch „durchbewegt“. Jetzt ist die Bio Zwei Leben fertig. Sie erscheint  morgen im Handel.
Koch beschreibt darin seinen Unglückssprung bei  Wetten, dass..? Er schildert seine Schmerzen, seine Verzweiflung,  seinen Kampf zurück. Aber auch, wie er sich den Tod wünschte: „Gnadenschuss“. Die bewegendsten Passagen.

Samuel wünschte sich Gnadenschuss
© oe24

Buch: Samuel Koch, „Zwei Leben“, erscheint am Montag im Adeo-Verlag, 17,99 Euro.


Koch über Sturz: Samstag, 4. Dezember 2010. Student Koch will mit Salti über fahrende Autos springen. 10 Millionen sehen live zu. Am Steuer des Wagens Samuels Vater: „Ich hoffe, alles geht gut“, sagt Thomas Gottschalk: „20.38 Uhr. Ich gebe meinem Vater das Zeichen. Rechter Fuß, linker Fuß, Einsprung, Absprung – hoch in den Salto! Ein Knall.  Nacht. In den ersten 40 Stunden hatte ich noch Gefühl in meinem Körper. Der erste und der letzte Wirbel der Halswirbelsäule waren unter der Wucht des Aufpralls geborsten; ein Splitter aus der Halswirbelsäule hatte die Halsschlagader aufgeschlitzt. Das gerinnende Blut löste Thrombosen aus – zwei Gehirnschläge sind die Folge. Langsam spürte ich die Lähmung in meinen Körper kriechen. Ich hatte das Gefühl zu ersticken, die Einblutung drohte, das Atemzentrum lahmzulegen.“
Über Schmerzen: Samuel Kochs Kopf wurde mit einem Halofixateur stabilisiert. Er hält den Nacken absolut ruhig: „Die Köpfe von Ärzten, Mechanikern und Pflegern über mir, alle mit Masken. Sie schraubten gemeinsam das Ding in meinen Kopf. Mein Schädel dröhnte und brummte. Ich spürte Schmerzen, die mir das Gehirn wegzusprengen schienen. Bohrer und Schraubgeräusche in mir. Ich wollte schreien. Aber ich konnte nicht.“
Über Sterbehilfe: Nach der Erstbehandlung wurde Koch in die Schweizer Spezialklinik Nottwil verlegt, ein Zentrum für Querschnittsgelähmte: „Ich hatte extreme Schmerzen, die durch jede noch so kleine Bewegung ins Unerträgliche gesteigert wurden. Es war grässlich, mich nicht bewegen zu können. Ich fühlte mich ausgeliefert wie eine Schildkröte, die auf ihren Rückenpanzer gerollt ist. Es gab vor allem auf der Intensivstation Momente, in denen ich dachte: ,Schade eigentlich, dass ich kein Pferd bin, dann hätte man mich längst eingeschläfert oder mir den Gnadenschuss verpasst. Mama, das ist doch alles scheiße. Hol den Tierarzt.‘“
Über Lähmung: Langsam beginnt sich Kochs Zustand aber zu stabilisieren. Die akute Lebensgefahr war gebannt, doch: „Verzweiflung stieg in mir auf. Mein Körper ist nur noch tote Hülle. Nutzlos, dass man ihn herumschleppt. Wenn ich früher irgendwo in der Stadt einen Rollstuhlfahrer gesehen habe, dachte ich höchstens: ,Ach, der Arme, blöd gelaufen‘, und ging dann dekadent meines Weges. Nie im Leben hätte ich mir vor meinem Unfall vorstellen können, was das überhaupt bedeutet und welche extremen Schwierigkeiten es mit sich bringt, im Rollstuhl zu sitzen.“
Koch über Zukunft: Samuel Koch ist seit dem Unfall vom Hals abwärts gelähmt: „Ich kann heute mehr als in den Wochen nach meinem Unfall. Aber für meinen Geschmack ist das immer noch reichlich dürftig. Meine Behandlung ist von kleinen Erfolgen, viel Stillstand und manchem Rückschritt geprägt. Mein Körper ist einfach ein Langweiler geworden.“

Samuel wünschte sich Gnadenschuss
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