Am 1. September geht es (in Ostösterreich) los! Die Schule startet. Für tausende Taferlklassler:innen beginnt der sogenannte „Ernst des Lebens“. Wie Kids und Eltern den neuen Lebensabschnitt stressfrei beginnen.
Endlich ist es (wieder) soweit! Der – von vielen Eltern nach den langen Ferien herbeigesehnte – Schulbeginn ist da. Für rund 98.000 Taferlklassler:innen zum ersten Mal. Die Einschulung ist ein großer Moment – für Kinder genauso wie für Eltern. Neben Freude mischen sich oft Sorgen: Wird mein Kind den Anschluss finden? Reicht die Vorbereitung? Und wie begleite ich richtig, ohne zu viel Druck zu machen? Die Grundschullehrerin und Autorin Ina Lehr zeigt in ihrem Buch „Hallo Lernen!“, wie Lernen von Anfang an Spaß macht – und was Eltern tun können, um den Start leichter zu machen. Die wichtigsten Tipps für den Einstieg:
1. Werden Sie zum stärksten Lernpartner Ihres Kindes
Ihr Kind lernt nicht nur in der Schule – es lernt überall. Das bedeutet: Sie sind automatisch sein wichtigster Lernpartner. Ihre Haltung entscheidet darüber, ob Lernen mit Leichtigkeit oder mit Druck verbunden wird.
Das buch „Hallo Lernen!“ von Pädagogin Ina Lehr, dtv-Verlag, 15 Euro.
Vorwissen ist ein Geschenk. Lassen Sie Ihr Kind schon vor der Einschulung spielerisch Buchstaben, Zahlen oder Mengen entdecken. Je vertrauter diese sind, desto entspannter geht es in die erste Klasse.
Alltag als Lernraum. Erkennen Sie Buchstaben im Supermarkt, zählen Sie Stufen oder Münzen, lesen Sie Verkehrsschilder. Kleine Momente summieren sich zu einem großen Schatz.
Positive Sprache. Sagen Sie nicht „Das musst du jetzt können“, sondern: „Schau mal, das ist spannend!“ So wird Neugier geweckt statt Druck aufgebaut.
2. Nutzen Sie die Lernfenster Ihres Kindes
Kinder lernen am besten, wenn sie innerlich offen sind – das sind die berühmten „Lernfenster“. Beobachten Sie, wann Ihr Kind neugierig auf Buchstaben, Zahlen oder Geschichten ist, und greifen Sie diese Momente auf.
Der Schulstart ist nicht nur für Eltern, sondern auch für die Kids anstrengend.
In Minischritten denken. Teilen Sie Aufgaben in sehr kleine Lernstufen. So bleibt das Gefühl: „Das schaffe ich!“ Jede kleine Erfolgserfahrung motiviert fürs Weitermachen.
Sinnesvielfalt einbauen. Erzählen Sie Geschichten, lassen Sie malen, bewegen, singen. Je mehr Sinne beteiligt sind, desto leichter verankert sich Wissen.
Holpersteine vermeiden. Achten Sie darauf, dass Lernmaterialien klar und logisch aufgebaut sind. Zu viele bunte Ablenkungen verwirren eher, als dass sie helfen.
3. Lesen, Schreiben und Rechnen – Schritt für Schritt
Die Basisfächer sind keine Hürde, wenn Sie Ihr Kind richtig begleiten. Autorin Ina Lehr zeigt einfache Wege:
Buchstaben mit Geschichten verknüpfen. Statt „B wie Be“ führen Sie eine kleine Figur oder Geschichte ein, die mit dem Laut verbunden ist. So bekommt der Buchstabe einen Platz im Gedächtnis.
Silben statt Einzelbuchstaben. Kinder lesen schneller und flüssiger, wenn sie Wörter in Silben zerlegen. Nutzen Sie Bücher, in denen Silben farbig markiert sind – das unterstützt den Lesefluss enorm.
Mit dem Einfachen starten. Zuerst die großen, dann die kleinen Buchstaben – und erst einmal die Paare, die sich optisch leicht zuordnen lassen (A–a, O–o). Schwierige Formen (z. B. G–g) üben Sie später.
Mathematik begreifbar machen. Legen Sie Bausteine, Münzen oder Knöpfe und lassen Sie Mengen zerlegen. Üben Sie spielerisch die „verliebten Zahlen“ (z. B. 3 + 7 = 10). So versteht Ihr Kind das Prinzip hinter den Aufgaben – und rechnet nicht nur auswendig.
Integrieren Sie das Lernen auch in Ihren Alltag.
4. Motivation und Lernlust wachhalten
Kinder lernen gerne – wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Ihre Aufgabe ist es, die natürliche Freude zu bewahren.
Erkennen Sie den Motivationstyp. Manche Kinder lieben Wettkämpfe, andere brauchen Sicherheit oder kleine Belohnungen. Schauen Sie genau hin: Was bringt Ihr Kind ins Tun?
Feiern Sie Selbstwirksamkeit. Das stärkste Lob ist: „Du hast das geschafft – ganz alleine!“ Sticker und Geschenke wirken nur kurzfristig, Stolz hält langfristig.
Machen Sie ein Spiel daraus. Hausaufgaben lassen sich in kleine Levels aufteilen: ein kurzer Abschnitt, dann ein Häkchen oder eine Pause. Auch ein „Stopp-und-Weiter“-Spiel bringt Energie.
Routine statt Aufschieben. Feste Startzeiten und kurze Lernintervalle mit Bewegungspausen verhindern, dass Ihr Kind in den Widerstand geht. So erlebt es: Lernen kann leicht sein.
Der wichtigste Gedanke lautet: Lernen ist keine Pflichtübung, sondern ein Abenteuer! Wenn Sie Ihr Kind mit Neugier, Klarheit und Freude begleiten, geben Sie ihm mehr mit als jedes Arbeitsblatt.
Gutes Zeitmanagement erleichtert das (Schul-)Leben.
5. Was Eltern lernen sollten
Ina Lehr, die sich selbst als „Steinewegräumerin“ im Schulbereich bezeichnet und eigene Lernmethoden entwickelte, gibt in „Hallo Lernen!“ auch den Eltern konkrete Tipps, wie sie Stress vermeiden, gelassener bleiben und ihre eigene (neue) Rolle positiv gestalten können:
Gelassenheit statt Druck. Eltern sind die wichtigsten Lernpartner ihrer Kinder – entscheidend ist die Haltung zum Lernen, nicht Perfektionismus. Statt sich mit anderen Familien zu vergleichen, sollten Eltern akzeptieren, dass jedes Kind unterschiedlich startet und sich entwickelt.
Selbstfürsorge und Stressabbau. Einschulung und Lernbegleitung können emotional und organisatorisch fordernd sein. Wichtig ist, eigene Erwartungen herunterzuschrauben und Pausen für sich selbst einzuplanen. Wenn Eltern ihre Kinder spielerisch und ohne Druck fördern, bedeutet das auch für die Eltern weniger Stress.
Zeitmanagement & Struktur. Statt lange Lerneinheiten durchzuziehen, empfiehlt die Expertin kurze, klare Lernfenster: So bleibt die Motivation des Kindes hoch und Eltern geraten nicht in endlose Diskussionen. Zudem helfen kleine Routinen, Schule, Hausaufgaben und Freizeit in Balance zu halten, sodass Eltern den Überblick behalten, ohne ständig „Antreiber“ sein zu müssen.
Gelassen mit Frust umgehen. Prokrastination und Lernverweigerung sind normal – auch Eltern sollten lernen, dies nicht persönlich zu nehmen, sondern Strategien mit Humor und Abwechslung einzusetzen. Anstatt zu schimpfen („Mach doch endlich!“), hilft es, Pausen, Bewegungsspiele oder Methodenwechsel einzubauen.
Realistische Erwartungen & Vertrauen. Der Schulstart ist eine große Umstellung – Kinder müssen nicht nur Lernstoff, sondern auch soziale Dynamiken meistern. Eltern sollten das im Blick behalten und nicht zu viel Leistung in den Vordergrund stellen. Vertrauen in den Prozess entlastet: Eltern bauen das Fundament, die Schule erweitert es.