Vogue Chefredakteurin Anna Wintour hat Donnerstagabend überraschend ihren Rücktritt bekannt gegeben
Nach 37 Jahren an der Spitze der US Vogue tritt Modelegende Anna Wintour (75) von ihrem Posten als Chefredakteurin zurück. Die Nachricht, die den Mitarbeitern der Vogue am Donnerstagmorgen mitgeteilt wurde, markiert eine bedeutende Umstrukturierung innerhalb des Verlags Condé Nast. Wintour wird jedoch weiterhin eine zentrale Rolle im Unternehmen spielen und ihre umfassenden Zuständigkeiten neu verteilen.

Statt eines direkten Nachfolgers als Chefredakteur wird die amerikanische Ausgabe der Vogue künftig von einem neuen "Head of Editorial Content" geleitet. Dieser Titel wird bereits von den kürzlich ernannten internationalen Vogue-Redakteuren verwendet und signalisiert eine Angleichung der Struktur. Der neue Leiter der Redaktion wird direkt an Anna Wintour berichten.

Wintours wachsende Rolle im Konzern
Dieser Schritt ist eine direkte Reaktion auf Wintours stark erweiterte Aufgabenbereiche in den letzten Jahren. Sie wird weiterhin ihre Position als Global Editorial Director der Vogue innehaben, die die US-Ausgabe sowie acht weitere internationale Ausgaben umfasst. Darüber hinaus bleibt sie Chief Content Officer des Mutterkonzerns Condé Nast, wo sie, mit Ausnahme des New Yorker, nahezu alle Titel des Unternehmens beaufsichtigt. Die Ernennung eines "Head of Editorial Content" soll ihr ermöglichen, ihre Zeit gleichmäßiger auf ihre vielen Verantwortlichkeiten zu verteilen.

Spekulationen über Wintours Abschied von der Top-Position bei der amerikanischen Vogue gab es schon seit Jahrzehnten, wurden aber stets vom Verlag oder Wintour selbst dementiert. Obwohl dieser Schritt weit von einem Ruhestand entfernt ist, gilt er als das deutlichste Zeichen, dass das Unternehmen Nachfolgepläne für die unvermeidliche Ära nach Wintour in Betracht zieht.

Ein Vermächtnis von fast 40 Jahren
Anna Wintour kam 1988 als Chefredakteurin zur American Vogue, nachdem sie zuvor die britische Vogue geleitet hatte. In ihren fast 40 Jahren an der Spitze entwickelte sie sich nicht nur zu einer der wichtigsten Persönlichkeiten der Modebranche, sondern auch zu einer Popkultur-Ikone.

Ihre Präsenz wurde in Filmen wie dem Dokumentarfilm "The September Issue" (2009) und, weniger direkt, in "Der Teufel trägt Prada" verewigt. Zudem war sie maßgeblich an der Transformation der jährlichen Met Gala des Metropolitan Museum of Art beteiligt, die sich von einer ruhigen Gesellschaftsveranstaltung zu einem der meistdiskutierten Red Carpets der Welt entwickelte. Ihr Einfluss auf Mode, Kultur und die Magazinlandschaft ist unbestreitbar und wird die Branche noch lange prägen.