Szene-Gastronom

Shiki-Chef Joji Hattori verrät sein Glücksgeheimnis

Am 1. Juli feiert der Wiener Opernsommer Premiere. In einer bombastischen Arena am Heumarkt serviert Musiker und Intendant 
Joji Hattori, Gourmets als Shiki-Spitzengastronom bekannt, La Traviata. Der Genussfreund und seine Ehefrau Sabine im Talk.  

Er ist der unangefochtene König japanischer Köstlichkeiten – in seinem Haubenrestaurant Shiki und neuerdings auch in der Shiki Boutique & Sakethek in der Wiener Krugerstraße gehen Stars und Künstler:innen ein und aus. Und weil Joji Hattori (56) nicht nur ein grandioser Herdvirtuose ist, sondern selbst eine künstlerische Karriere als namhafter Geiger und Dirigent (u.a. des Wiener Kammerorchesters) hinlegte, sorgt er nun auch für akustische Genüsse.

Seit letztem Jahr zeichnet der sympathische Vater eines siebenjährigen Sohnes als Intendant für den von ihm initiierten Wiener Opernsommer verantwortlich. In diesem Jahr lädt Hattori als solcher in einer eigens erbauten Arena am Heumarkt, um dort von 1. bis 19. Juli rund 24.000 Menschen mit einer fabelhaften Inszenierung von La Traviata zu verwöhnen.

Besonderes Highlight: Oscar-Star Karl Markovics führt als Erzähler in der Rolle von Giuseppe Verdi durch das Meisterwerk. (Nähere Infos und Tickets: opernsommer.at) Kurz vor der Premiere besuchte MADONNA Joji Hattori und seine Ehefrau, Medizinerin Sabine Hattori, in ihrem schönen Zuhause in Döbling und sprach mit den beiden über ihre Liebe zueinander, zu guter Küche und Musik.  

Musiker und Gastronom Joji Hattori lebt mit der ganzheitlichen 
Medizinerin Sabine Hattori und ihrem siebenjährigen Sohn in Döbling.  

Musiker und Gastronom Joji Hattori lebt mit der ganzheitlichen 
Medizinerin Sabine Hattori und ihrem siebenjährigen Sohn in Döbling.  

© Chris Singer

Der Szene-Gastronom als Opern-Intendant 

Nächste Woche feiert Ihr Wiener Opernsommer Premiere. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein so großes Kulturprojekt auf die Beine zu stellen?
Joji Hattori: Als Wiener Bürger ist mir schon längere Zeit aufgefallen, dass Wien die Besonderheit hat, dass ausnahmslos alle Theater und Opernhäuser in den Sommermonaten geschlossen sind. Das fand ich immer extrem schade, wo wir doch eine so wichtige Kulturstadt sind. Daher kam zum einen die Idee, hier eine gewisse Abhilfe zu schaffen. Zum anderen war ich ja über zehn Jahre lang der musikalische Leiter des Sommerfestivals in Kittsee – das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Als dieses beendet wurde, war mir klar: Jetzt mache ich selbst etwas – und gründe einfach ein Festival!

Was natürlich ein Riesenprojekt ist – Sabine, was haben Sie denn zu der Idee Ihres Mannes gesagt, der ja ohnehin nicht wenig zu tun hat...
Sabine Hattori:
Ich fand das von Anfang an fantastisch! Bis dato hatten auch unsere internationalen Freunde, die uns im Sommer besuchen, keine Gelegenheit, in die Oper zu gehen. Daher habe ich die Idee sehr unterstützt. Jetzt merke ich natürlich schon, wie viel Arbeit dahintersteckt und dass mein Mann noch weniger Zeit hat. Aber es ist schön, zu sehen, dass der Opernsommer gut ankommt und dass es nach dem Start im letzten Jahr noch größer weitergehen kann.

Joji Hattori: 2024 – im Belvedere – hatten wir ja nur halb so viele Plätze. Jetzt haben wir uns um das Doppelte vergrößert, wodurch die Karten aber auch günstiger geworden sind. Das freut mich sehr, denn mein Ziel ist es ja, auch Menschen anzusprechen, die sonst eher nicht in die Oper gehen, weil ihnen vielleicht auch die Tickets zu teuer sind.

Ist auch die Inszenierung breitenwirksamer als jene beispielsweise in der Staatsoper?
Joji Hattori: Es gibt ja Festivals, die arbeiten im Crossoverbereich. Das tun wir nicht – musikalisch bleiben wir der klassischen Version treu. Was bei uns aber anders und neu ist: Der Geist von Verdi wird in Form eines Erzählers auferstehen und das Publikum durch sein Werk führen. Und das tut niemand Geringerer als Karl Markovics, den ich vor 20 Jahren kennengelernt habe.   

Bevor Hattori das Shiki eröffnete war er als Musiker und Dirigent erfolgreich. 

Bevor Hattori das Shiki eröffnete war er als Musiker und Dirigent erfolgreich. 

© Chris Singer

Das Shiki war seine Therapie 

Sabine, hat Sie beide immer schon die Liebe zur klassischen Musik verbunden und haben Sie diese durch Ihren Mann entdeckt?
Sabine Hattori: Mir hat sie schon gefallen, aber mein Interesse dafür so richtig geweckt hat mein Mann.
Joji Hattori: Meine Frau war ein Fan von David Garrett. Wobei ich ihn auch großartig finde – wir sind ja befreundet. Aber ich bin ihm als Geiger und auch optisch nicht sehr ähnlich. (lacht)

Sie haben vor zehn Jahren eine völlig andere Karriere eingeschlagen, nämlich jene als Gastronom. War das geplant oder Zufall?
Joji Hattori: Das war – aus therapeutischen Gründen – ganz gezielt geplant. Obwohl ich die Musik über alles liebe, war ich mit dem Leben eines Musikers, der ständig unterwegs sein und sich dauernd selbst vermarkten muss, nicht unbedingt glücklich. Das Leben eines Solisten und Dirigenten ist sehr einsam. Das wollte ich ändern. Nachdem ich immer sehr gerne gekocht habe, bin ich auf die Idee gekommen, das erste High End-Restaurant mit japanischer Küche zu eröffnen. Ich muss zugeben, dass ich zu dieser Zeit eine kleine Erbschaft gemacht hatte, sodass ich das Projekt auch verwirklichen konnte. Allein von meinem Einkommen als Musiker hätte ich mir das nicht leisten können.

Hat die Eröffnung des Restaurants Ihrer Beziehung gut getan oder hat diese vielleicht am Anfang darunter sogar etwas gelitten?
Sabine Hattori: Es war ganz anders: Dadurch, dass Joji sich diesen Traum erfüllt und sein Leben verändert hat, kam ich überhaupt erst in sein Leben. Das Shiki gibt es nur ein Monat länger als mich – wir haben uns dort kennengelernt.

Joji Hattori: Ich habe es meinem Schulfreund zu verdanken, dass ich meine Frau kennengelernt habe. Als wir die Speisekarte gestaltet haben, hatte er eine Freundin, die Veganerin war. Mein Freund ist ein Fleischliebhaber und wünschte sich damals ein Lokal, in dem es beide Optionen gibt. Also habe ich die Karte so gemacht, dass es Fleisch, Fisch und Veganes gibt.

Sabine Hattori: Und da ich damals sehr strenge Veganerin war, bin ich auch in Jojis Lokal gegangen, wo wir uns dann kennengelernt haben.   

Sabine lernte Joji vor zehn Jahren in dessen Haubenlokal kennen.

Sabine lernte Joji vor zehn Jahren in dessen Haubenlokal kennen.

© Chris Singer

"Mit Anfang 40 habe ich mein Leben komplett verändert" 

Sabine, Sie beschäftigen sich als Ärztin mit ganzheitlicher Medizin. Passt das gut zum Thema Genuss und Musik?
Sabine Hattori: Körper, Geist und Seele sind aus meiner Sicht eine Einheit – da passen diese Themen natürlich sehr gut dazu. Und ich glaube auch, dass Joji auch durch die Musik so viel Energie hat.

Wer kocht zu Hause?
Sabine Hattori: Mein Mann – mein Sohn und ich essen! Das ist herrlich.

Joji Hattori: Für mich war Kochen immer Hobby Nummer 1. Auch wenn ich allein zu Hause bin, koche ich ordentlich. Nur den Abwasch und das Aufräumen muss jemand anderer machen. Mit dem Kochen erkaufe ich mir sozusagen den Freibrief, das nicht zu tun. (lacht)
Sabine Hattori: Das haben wir sogar in unserem Eheversprechen bei der Hochzeit festgehalten, dass er mich stets gut bekochen wird. (lacht)

Joji, Sie wurden in Japan geboren. Wie oft sind Sie noch dort?
Joji Hattori:
Vor zwölf Jahren habe ich aufgehört, in Japan Konzerte zu geben. Seither bin ich nur mehr zwei Mal im Jahr dort: im Sommer mit der Familie, damit auch unser Sohn Japan kennenlernt. Und einmal im Winter, um einzukaufen – wir haben ja kürzlich die Shiki Boutique eröffnet.

Zurück zur Musik: Sie haben mit fünf Jahren begonnen, Geige zu spielen. War das der Wunsch Ihrer Eltern?
Joji Hattori:
Meine musikalische Begabung ist schon aufgefallen als ich drei Jahre alt war. Meine Mutter war auch Geigerin, daher war es selbstverständlich, dass ich auch spiele. Mein Vater hat aber immer gesagt: „Es ist nicht das Ziel, dass du Musiker wirst, sondern, dass du so gut spielen kannst, dass du damit Geld verdienen kannst.“ Auch als wohlhabender Mann hatte er immer Sorge, dass das Geld – wie einst im Zweiten Weltkrieg – von einem Tag auf den anderen weg ist.

Heute haben Sie Ihr eigenes Opernsommer-Festival. Wie hilfreich ist Ihr eigener Bekanntheitsgrad bei diesem Projekt?
Joji Hattori: Insofern, dass ich in der Lage bin, tolle Künstler:innen zu überreden, mitzumachen. Wenn jemand nicht diese Reputation hat, tut er sich schwer. Man braucht ja für so ein Festival über 150 Mitwirkende – Künstler:innen, Backstage-Staff und Management eingerechnet. Der wichtigste Partner ist Dominik Am Zehnhoff-Söns, der nicht nur Regisseur ist, sondern auch der spirituelle Mitbegründer. Er verfolgt die gleiche Philosophie wie ich: Dass es in der Kunst letzten Endes immer darum geht, die Menschen glücklich zu machen.

Was ist das Erfolgsgeheimnis Ihres Mannes?
Sabine Hattori: Er ist sehr schlau und kann fokussieren, was für den Moment gerade wichtig ist. Und seine Liebe zu dem, was er tut. Er macht all das nicht, um Erfolg zu haben, sondern weil ihm die Projekte wirklich am Herzen liegen.

Joji Hattori: Das war nicht immer so. Bis ich 40 war, wollte ich eine prestigevolle Karriere. Aber dann habe ich alles geändert in meinem Leben – vor allem meine Ziele. In dieser Periode hatte ich eine gute Therapeutin, die mir half zu erforschen, was mich wirklich glücklich macht. Glück gewinnt man ja nicht in der Lotterie, sondern man kann es nur in sich selbst finden. Das ist mir gelungen.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?
Sabine Hattori: Mit einem erwachsenen Kind und einem Mann, der vielleicht etwas weniger arbeitet. (lacht)

Joji Hattori: Ich würde gerne Bücher schreiben. Über das Glück und wie man es finden kann.

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