Interview

Franziska Hackl: "Freundschaft ist ein füreinander Dasein"

Drei Jahre nach dem Erfolg der ersten Staffel gibt es jetzt neue „Tage, die es nicht gab“ im ORF. Schauspielerin Franziska Hackl im Interview über die Serie, ihre Figur und die Arbeit vor der Kamera.

Mit „Tage, die es nicht gab“, von vielen als „Big Little Lies“ auf österreichisch beschrieben, haben der ORF und MR Film eine Serie auf den Bildschirm gebracht, die bis zur letzten Minute für Spannung gesorgt hat. Drei Jahre später sind die vier Freundinnen – gespielt von Franziska Hackl, Franziska Weisz, Jasmin Gerat und Diana Amft –, die im Zentrum der Handlung stehen, zurück und das beschauliche Zollberg wird von einem neuen Mord erschüttert. In der zweiten Staffel von „Tage, die es nicht gab – Tödliche Geheimnisse“ (ab 17. November in ORF 1 und 24 Stunden vorab auf ORF ON) stehen die Ermittler:innen wieder vor vielen Fragen, auf die es wenige Antworten gibt und vor vielen Verdächtigen.

In MADONNA spricht Schauspielerin Franziska Hackl (42) über die Serie, ihre Figur und die Arbeit vor der Kamera.

"Tage, die es nicht gab": Start für Staffel 2

In Christianes Leben sind zwei Jahre vergangen und es hat sich einiges verändert. Wo steht sie jetzt?
Franziska Hackl:
Man hat gegen Ende der ersten Staffel schon gesehen, dass sie versucht, wieder im Leben anzukommen. Zu Beginn der Staffel hat man das Gefühl, es ist eventuell auch gelungen. Ein neues Leben, mit dem alten Gepäck, sozusagen. Es gibt Dinge, mit denen man leben muss, die man nicht loswerden kann.

In Zollberg passiert wieder ein Mord. In welcher Beziehung steht Christiane zum Opfer?
Hackl:
Das ist spannend und intelligent gewebt: Wie in der ersten Staffel steht fast jeder in einer Beziehung zu dem Opfer. Sie war unsere Babysitterin.

Auf Olivier fällt der Verdacht zuerst. Christiane hat ein besonderes Verhältnis zu ihm. Wie können Sie das beschreiben?
Hackl:
Man konnte das Verhältnis schon in der ersten Staffel verfolgen. Es wirkt von außen etwas wunderlich. Er ist wahrscheinlich eine Mischung aus einem Ersatz für Christianes Sohn und auf der anderen Seite genoss sie seine jugendliche Unverblümtheit. Ihr hat gutgetan, über den Tod ihres Sohnes reden zu können. Unter Erwachsenen wird über vieles nicht gesprochen, weil es unaussprechbar scheint. Man kennt das: Wenn Menschen eine nahestehende Person verlieren, gibt es diese Hemmung, die schrecklichen Dinge anzusprechen. Ich habe eher die Erfahrung gemacht, dass es wichtig ist, darüber zu reden oder zumindest das Angebot zu machen.

Im Zentrum der Serie stehen vier Freundinnen, die vieles nicht aussprechen. Wie würden Sie diese Freundschaften beschreiben?
Hackl:
Das sind sehr alte und dadurch sehr enge Freundschaften. Sie kennen sich schon lange, haben aber offensichtlich Geheimnisse voreinander. Man kann sich fragen, was das für Freundschaften sind. Aber im Leben und vor allem in einer Vierer-Combo, können nicht alle Verbindungen immer gleich tief sein. Es passieren Dinge, bei denen sie vielleicht noch nicht bereit sind, sie auszusprechen.

Was bedeutet für Sie Freundschaft?
Hackl:
In erster Linie ein füreinander Dasein. Das heißt nicht, dass man, vor allem mitten im Leben, wenn man arbeitet, vielleicht Familie hat, sich jeden Tag hört. Man hat weniger Zeit miteinander. Umso wichtiger ist aber dieses füreinander Dasein. Das ist für mich Freundschaft: Ein zueinander hingewendet Sein. Auch innerlich.

Sie arbeiten nicht sehr viel vor der Kamera? Was war der Grund, aus dem Sie „Tage, die es nicht gab“ machen wollten?
Hackl:
Ich liebe die Arbeit vor der Kamera sehr, wünsche mir viele so schöne Rollen, aber ich habe auch meine Arbeit am Theater und da geht es ein Stück weit um Vereinbarkeit. Bei dieser Rolle musste ich nach dem Lesen nicht lange überlegen, weil es eine wunderbare Chance und eine Seltenheit ist, mit einer Figur so lange leben zu dürfen. Die Bandbreite, die diese Serie hat, ist besonders. Jung bis Alt, Frauen wie Männer können sich vielleicht irgendwo identifizieren. Man sieht auch Frauen, gleich mehrere, die einen Beruf, eine Aufgabe haben. Sie sprechen miteinander, und nicht nur über ihre Beziehungen. Das ist nicht so selbstverständlich, wie wir es uns wünschen würden.

Was macht Christiane für Sie spannend?
Hackl:
Das Spannende ist, eine Geschichte zu haben, diesen Verlust und dieses Schicksal. Das macht die Rolle wahnsinnig reich. Sie ist schlagfertig, aber sie muss nicht dauernd alles veräußern. Wenn sie etwas sagt, ist es meistens auf den Punkt. Sie ist auf eine natürliche Art geheimnisvoll. Ich mag auch den Humor in dem Ganzen, diesen trockenen Humor und diese Widersprüche. Man kann sie schlecht irgendwohin stecken und das gefällt mir.

Als Schauspielerin betrachten Sie Drehbücher und Figuren anders als die meisten Zuschauer. Wie ist das, wenn Sie selbst eine Serie oder einen Film anschauen?
Hackl:
Es kommt stark darauf an, wo man hinschaut. Wo produziert wird, geschrieben, gespielt. Ich finde, wir sind im deutschen Sprachraum noch ein bisschen hinterher, uns zu trauen, die Gesellschaft im Fernsehen so abzubilden, wie sie wirklich ist. Warum hören Frauen anscheinend mit 40 auf, Karrieren zu haben oder zu arbeiten oder überhaupt vorzukommen? Das hat sich in anderen Breitengraden schon ein bisschen geändert. Es gibt durchaus Ansätze, aber es gibt noch viel zu tun und es braucht auch Mut.

Sie spielen jetzt Ihre zweite Saison am Burgtheater. Wie geht es Ihnen da?

Hackl: Es geht mir gut. Ich habe tolle Stücke und schöne Aufgaben, großartige Kolleg:innen. Ich bin froh, zu diesem Zeitpunkt in diese Stadt zurückgekommen zu sein. Ich habe gerade wieder ein spannendes neues Projekt mit Simon Stone angefangen, das im Dezember Premiere hat.

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