Vor drei Jahren gründete die ukrainisch-amerikanische Unternehmerin Masha Zolotova das Kunsttherapieprojekt „United Kids“ für ukrainische Flüchtlingskinder. Jetzt sorgten die zweifache Mutter und rund 30 Jungkünstlerinnen mit der Charity-Vernissage FACES für Furore in Wien.
Manchmal genügt es, jemandem einen Pinsel in die Hand zu geben – und ein neuer Lebensweg beginnt.“ Unter diesem Motto startete Masha Zolotova (36) ein viertägiges Kunstfestival, das letzte Woche zum Hotspot für Kunstinteressierte, Jung-Künstlerinnen und 150 Powerfrauen aus den unterschiedlichsten Bereichen wurde. Letztere – darunter Schauspielstars wie Lilian Klebow, Nicole Beutler und Patricia Aulitzky – hatten ihre FACES in Form von Fotos dem von der ukrainischen Künstlerin gegründeten Verein „United Kids“ zur Verfügung gestellt. Aus dem Krieg geflüchtete Mädchen im Alter zwischen 11 und 18 Jahren interpretierten die Persönlichkeiten in beeindruckenden Werken, die in der The Node Galerie im Wiener Palais Festetics präsentiert wurden.
Masha Zolotova bei der Eröffnung ihres Fundraising-Festivals. Infos & Spenden unter facesvienna.com
"Sie waren verschlossen, überfordert, sprachen kein Deutsch..."
Das Ergebnis: Begeisterte Gesichter und junge Kreative, die dank des Mentoringprogramms von Masha Zolotova einen Zugang zur Kunst, vor allem aber einen Weg aus den durch den Krieg hervorgerufenen Traumata finden können. Im MADONNA-Gespräch erklärt die „United Kids“-Initiatorin und zweifache Mutter (7 und 15 Jahre alt) ihre Motivation.
Was hat Sie dazu inspiriert, dieses besondere Kunsttherapieprojekt zu starten?
Masha Zolotova: Nach Beginn des Krieges in der Ukraine kam ich nach Wien. Eine Freundin riet mir, einige Tage zu bleiben – niemand wusste, wie lange es dauern würde. Viele Frauen flohen mit ihren Kindern ohne Gepäck. Ich hatte in Odessa ein Kreativzentrum für Kinder und eine große Gemeinschaft von Müttern. In Wien lernte ich Familien kennen, die bereit waren, Ukrainerinnen aufzunehmen. So brachte ich in der ersten Märzwoche 2022 rund 60 Frauen und Kinder nach Wien. Die kleinen Kinder kamen ganz gut zurecht, doch Teenager litten stark – sie waren verschlossen, überfordert, sprachen kein Deutsch. Ich beschloss, mit ihnen Kunst zu machen, um ihnen zu helfen. Eine Familie stellte mir ein Atelier im MuseumsQuartier zur Verfügung. Wir trafen uns fast täglich, arbeiteten mit Farben und Emotionen. Nach drei Monaten hatten wir viele große abstrakte Werke – und ich spürte, wie sehr das den Kids hilft.
Daraus wurde dann „United Kids“...
Zolotova: Ja. Ich zeigte die Werke auf Instagram, Freunde in den USA sahen sie – bald wurden wir nach Miami eingeladen. Danach gründete ich eine Stiftung, später eine zweite in den USA. Wir stellten in New York aus und verkauften fast alles. Das veränderte die Mädchen: Sie fühlten sich als Künstlerinnen, wurden stolz und selbstbewusst.
Nun wurden FACES of Vienna von den jungen Künstlerinnen gemalt...
Zolotova: Die Mädchen wollten mehr lernen – Design, Fotografie, Tanz. Ich lud erfolgreiche Frauen ein, die ihr Wissen teilten. Wir veranstalteten kleine Workshops, in denen je eine Frau mit einem Mädchen gemeinsam Kunst schuf. Diese Begegnungen waren sehr emotional und inspirierend – sowohl für die geflüchteten Mädchen als auch für die Mentorinnen. So kam mir die Idee zu FACES: Viele Frauen und viele Mädchen, die miteinander verbunden werden. Weil mir immer bewusster wurde, wie wichtig Mentoring ist.
Zolotova mit Jungkünstlerin Elza und Networkerin Nicole Adler, die bei der Umsetzung des Projekts half.
Auch Lilian Klebow wurde gemalt.
"Ausprobieren, entdecken, den eigenen Weg finden!"
Wer war Ihr wichtigster Mentor im Laufe Ihrer Karriere?
Zolotova: Ich habe an der Akademie in der Ukraine Kunst studiert. Dort hatte ich drei sehr unterschiedliche Lehrer, die mich sehr prägten – auf ganz unterschiedlichen Ebenen. Von klassisch bis expressiv in der Kunst, vor allem aber ermutigten sie mich dazu, frei zu denken und mutig zu experimentieren.
Wann entstand Ihr Wunsch, Künstlerin zu werden?
Zolotova: Schon mit neun Jahren. Meine Mutter ließ mich alles ausprobieren – Instrumente, Sprachen, Sport. Ich sollte wählen, was ich liebe, und entschied mich für Kunst und Klavier. Diese Freiheit möchte ich heute den Mädchen geben: ausprobieren, entdecken, den eigenen Weg finden!
Patricia Aulitzky mit ihrem Bild.
Uschi Pöttler-Fellner.
130 prominente Frauen wurden gemalt
Wie schwierig ist es, mit Kunst Geld zu verdienen?
Zolotova: Mir ging es nie um Geld. Kunst bedeutet für mich kreatives Denken – und wer das beherrscht, kann vieles im Leben schaffen. Ich habe viele erfolgreiche Projekte gestartet, weil ich kreativ bin. Ich möchte den Mädchen zeigen, dass sie durch Kreativität jede Herausforderung meistern können.
Was inspiriert Sie persönlich?
Zolotova: Mich inspiriert, wenn meine Arbeit anderen etwas gibt – vor allem den Mädchen in dieser sensiblen Phase. Ich hatte selbst keinen Mentor, deshalb möchte ich einer sein.
Johanna Setzer.
"Aus Negativem Positives schaffen..."
Wie beeinflusst der Krieg Ihre Arbeit?
Zolotova: Ich versuche, aus Negativem Positives zu schaffen. Jede schwierige Situation nutze ich, um etwas Neues entstehen zu lassen. Dafür bin ich dankbar.
Was ist Ihr Traum für United Kids und FACES?Zolotova: Ich möchte 300 Mädchen dauerhaft begleiten – mit Mentorinnen, die sie inspirieren. FACES soll jedes Jahr als Festival stattfinden, als Brücke zwischen Generationen, Frauen und Mädchen, die sich gegenseitig stärken. Egal, ob aus der Ukraine oder aus anderen Ländern. Nationalität spielt dabei keine Rolle – es geht um Kreativität, Wachstum und Hoffnung!